Eltern trainieren neue Strategien zum Umgang mit Konflikten
6. November 2025
Die Fünftklässler des St. Michael- Gymnasiums sind erfolgreich in ihr erstes Schuljahr an der weiterführenden Schule gestartet. Dabei hat der Schulwechsel auch zu Hause so manche Veränderungen mit sich gebracht. Vielen Eltern stellen sich daher die Fragen: Wie können wir Eltern souverän mit den damit einhergehenden neuen Herausforderungen im Familienalltag umgehen? Wie können wir unsere Kinder stärken und unterstützend begleiten? Und wie können Schule und Elternhaus im Sinne der Kinder gemeinsam an einem Strang ziehen?
Zu diesen Fragen boten die nach dem „Kölner Modell“ arbeitenden Elterncoaches Benedikt Suntrup und Sabine Mendel über zwei Abende das Programm „Toughe Eltern – Starke Kinder“ an. Es entstand eine bunte Gruppe aus 25 Vätern und Müttern der Klassen 5a bis 5d, die sich gemeinsam mit Herausforderungen, Kommunikationsweisen und Handlungsoptionen im Familienalltag beschäftigten.
Nur, wer sich seiner eigenen Rolle und Rollenmuster bewusst ist, kann auch Selbstwirksamkeit erfahren. In diesem Sinne richteten die Eltern im Rahmen einer Selbstreflexion zunächst einmal den Blick auf das eigene, meist unbewusst etablierte Konfliktverhalten sowie die zugrunde liegenden Motive und Emotionen und ordneten es verschiedenen Mustern und Rollenschemata zu. Dabei wechselten die Eltern z.T. die Blickrichtung und schlüpften in die Rollen der eigenen Kinder, was so machen Lacher mit sich brachte. Aus diesen Erfahrungen wurden dann Konfliktverstärker und -abschwächer abgeleitet und verbale sowie nonverbale Strategien erprobt, um das Gespräch weg von Konfrontationen Mustern hin zu einer klaren, wertschätzenden und lösungsorientierten Kommunikationsweise zu lenken: Wie steige ich in Gespräche ein, auch wenn sich da Kind zurückzieht? Wie bleibe ich in Konflikten gelassen und souverän? Wie führe ich konstruktiv und lösungsorientiert durch einen Konflikt? Wie werde ich sowohl den Bedürfnissen des Kindes gerecht als auch meiner eigenen Verantwortung?
Diese theoretisch erarbeiteten Strategien wurden in einem zweiten Schritt an konkreten Alltagskonflikten angewandt, einerseits an schulisch bedingten Neuerungen im häuslichen Lernverhalten, andererseits an alterstypischen Konfliktpotenzialen in Familie und Freundeskreis. Auch der Umgang mit neuen Medien, der mit diesem Alter rasant zunimmt und die private Kommunikation immer stärker mitprägt, wurde unter die Lupe genommen. Im Zentrum standen dabei typische Konfliktauslöser, die wohl in jeder Familie aus dem Alltag bekannt sein dürften, gerade mit der Pubertät aber noch einmal verstärkt auftreten: zum Beispiel die zum Teil nervenaufreibenden Diskussionen und nicht gemacht Hausaufgaben, Streitigkeiten unter Geschwistern, mangelnde Mitarbeit im Haushalt, ein ausufernder Medienkonsum oder nicht eingehaltene Absprachen. Um auftauchende Probleme auffangen zu können, wurden eine Palette breiter Handlungsmöglichkeiten und Gesprächsstrategien an konkreten Beispielen ausgetauscht und Alternativen erprobt.
Da eine gute Kommunikationskultur immer auf einer guten zwischenmenschlichen Beziehung basiert, wurden immer wieder Möglichkeiten einer aktiven Beziehungsarbeit fokussiert. Durch die bewusste Wahrnehmung der individuellen Talente, Stärken und Fähigkeiten des Gegenübers und der Akzeptanz divergierender Bedürfnisse bleibt das Gesprächsverhalte wertschätzend, du-orientiert und fair.
Am Ende wurden dann noch Handlungsmöglichkeiten für den Fall besprochen, wenn sich Kinder und Jugendliche nicht an Vereinbarungen und Regeln halten. Wie und wo setze ich klare Grenzen? Sind Strafen sinnvoll? Welche Alternativen gibt es?
Die große Offenheit der KursteilnehmerInnen und ihre Aufgeschlossenheit für neue Methoden sowie ihre Experimentierfreudigkeit ermöglichten sowohl einen breiten Erfahrungsaustausch als auch das Ausprobieren und Einüben neuer Handlungsmöglichkeiten in geschützter Runde, so dass sowohl Eltern als auch die beiden Coaches das Programm zufrieden abschlossen. Am meisten profitieren werden davon wie immer die SchülerInnen.
(von Sabine Mendel)







