Projektbericht zum Abschluss des Musikdramas „Die Kinder der toten Stadt“

2024/25
„Die Kinder der toten Stadt“ am St. Michael beeindruckt mit großer Schülerbeteiligung und enormer Publikumsresonanz
Das außergewöhnliche Schulprojekt „Die Kinder der toten Stadt“ bringt Musik, Theater, Geschichte und Gemeinschaft auf die Bühne – mit nachhaltiger Wirkung auf Schule und Stadt.
Mit einem großen Casting für die Hauptrollen begann am Ende des Schuljahres 2023/24 ein Projekt, das weit über den Rahmen eines normalen Schulprojekts hinausging. Gesucht wurden talentierte Schülerinnen und Schüler mit Gesangserfahrung, die in einem fächerübergreifenden Musiktheaterprojekt tragende Rollen übernehmen sollten.
Was daraufhin folgte, war eine monatelange, intensive Probenphase und eine beeindruckende Gemeinschaftsleistung, die in mehreren umjubelten Aufführungen mündete.
Während der Probenzeit arbeiteten Chor, Band, Orchester, Gesangssolisten sowie Schauspiel- und Inszenierungsgruppen eng zusammen. Unterstützt wurde das Projekt nicht nur von engagierten Lehrkräften, sondern auch von ehemaligen und aktiven Kolleginnen und Kollegen, die sich mit ihrem musikalischen Können – etwa an Klavier, Gitarre oder Geige – einbrachten.
Eine besondere Verbindung bestand zum „Forum Erinnerung und Dialog“, in dessen Themenwochen die Aufführungen eingebettet waren. Die Rolle des Erzählers im Stück übernahm Lothar Weichel, der ehemalige Schulleiter des Berufskollegs St. Michael in Ahlen, was dem Projekt eine zusätzliche (nicht nur stimmliche) Tiefe verlieh.
Thematisch setzt sich das Stück mit der Hoffnung und Verzweiflung der inhaftierten Kinder im Ghetto Theresienstadt auseinander – und schafft damit eine eindrucksvolle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die Proben gliederten sich in zwei Phasen: Bis zu den Herbstferien lag der Schwerpunkt auf dem musikalischen Bereich, danach rückte das Schauspiel in den Vordergrund. Bereits im November wurde ein erster emotionaler Höhepunkt erreicht, als das Schlusslied „Ein Funke in der Dunkelheit“ im Rahmen der großen Gedenkveranstaltung an die Opfer der Reichspogromnacht am 9. November in Ahlen präsentiert wurde.
Doch nicht nur auf der Bühne wurde gearbeitet: Die künstlerische Ausgestaltung lag in den Händen der Kunstlehrerin Melanie Haarmann, die gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern das Bühnenbild sowie einige Requisiten entwickelte.
Der Differenzierungskurs Geschichte-Politik des Jahrgangs 10 bereitete die historischen Hintergründe auf Stellwänden vor, während der Parallelkurs „Sprache kreativ“ eigene Choreografien für die Inszenierung der Aufführungen entwickelte. Damit wurde das Projekt zu einem echten Gemeinschaftswerk der gesamten Schulgemeinschaft.
Die Organisation der vielen Aufführungen stellte eine logistische Herausforderung dar: Drei schulische Vorstellungen – zwei am Nachmittag sowie eine öffentliche Generalprobe am Vormittag – wurden durchgeführt, um möglichst vielen Klassen den Besuch des Stücks zu ermöglichen.
Besonders erfreulich war die Resonanz anderer Schulen: Die Fritz-Winter-Gesamtschule Ahlen, das Städtische Gymnasium Ahlen, die Therese-Münsterteicher-Gesamtschule, das Berufskolleg St. Michael und die Realschule St. Martin Sendenhorst besuchten mit ihren Schülergruppen unsere Aufführungen.
Am St. Michael war der Theaterbesuch für alle Jahrgänge ab Klasse 9 verpflichtend. Die inhaltliche Vorbereitung erfolgte im Geschichtsunterricht – ein gelungenes Beispiel für fächerübergreifendes Lernen.
Die feierliche Premiere des Musikdramas fand am Wochenende des 29. und 30. März statt – begleitet von großem öffentlichen Interesse. Unter den Gästen befanden sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Presse und Kultur: Matthias Harman, der stellvertretende Bürgermeister, Stephanie Kosbab als erste Beigeordnete, Dr. Knut Langewand vom Kreisarchiv Warendorf, Nadine Köttendorf, die Leiterin der VHS, Lars König, der Leiter der FBS, sowie zahlreiche weitere Mitglieder der Stadtgesellschaft und die Urheber des Werks selbst: Dr. Sarah Kass (Idee und Konzept), Thomas Auerswald (Text) und Lars Hesse (Komposition).
Die Aufführungen wurden ein voller Erfolg. Die emotionale Tiefe, das hohe künstlerische Niveau und die beeindruckenden Leistungen der Schülerinnen und Schüler sorgten für überwältigende Resonanz.
Besonders der Texter Thomas Auerswald zeigte sich bewegt: Die Inszenierung sei „fast professionell“ gewesen – kein gewöhnliches Schultheater mehr.
Besonderer Dank gilt der Katholischen Schulstiftung des Bistums Münster, ohne deren großzügige Spende unsere Umsetzung auf diesem sehr hohen Niveau kaum möglich gewesen wäre.
Aufgrund des großen Zuspruchs wurde das Stück im Juni erneut aufgeführt – diesmal am 15. Juni mit zwei Vorstellungen am Vor- und Nachmittag. Auch bei der Wiederaufnahme war das Publikum tief berührt und zeigte große Anerkennung für die Leistung der jungen Darstellerinnen und Darsteller.
Das Projekt hinterließ nicht nur künstlerisch, sondern auch pädagogisch einen bleibenden Eindruck: Es förderte das Miteinander innerhalb der Schulgemeinschaft, stärkte das Musikprofil der Schule und trug entscheidend zur aktiven Erinnerungskultur bei.
Die Auseinandersetzung mit historischen Themen wurde für viele Schülerinnen und Schüler zu einem ganz persönlichen Erlebnis.
Auch aus der Elternschaft kamen zahlreiche positive Rückmeldungen. Die individuelle Entwicklung der Beteiligten, der Mut, die Bühnenpräsenz und das große Engagement wurden besonders hervorgehoben.
In einer Zeit, in der demokratische Werte und gesellschaftliches Engagement wichtiger denn je sind, setzte dieses Schulprojekt ein starkes Zeichen – für Zusammenhalt, für Erinnerung und für die Kraft der Kunst.