9b taucht ein in Theaterwelt und besucht "Friedl Dicker" am Helios-Theater in Hamm

Anlassentsprechend in Abendgarderobe machte sich die Klasse 9b des St. Michael-Gymnasiums zusammen mit ihren KlassenlehrerInnen Sabine Mendel und Peter Stachowitz am vergangenen Donnerstagabend auf nach Hamm ins Helios-Theater, um sich das Drama "Friedl Dicker" anzusehen und anschließend im Rahmen eines "Meet and Greet" mit dem Ensemble ins Gespräch zu kommen.

Nach einem kurzen Aufenthalt im Theaterfoyer, welches eine Ausstellung an Bildern und Informationen zu den aktuell gespielten Werken bot, ging es in den Theatersaal, von dem aus man einen guten Blick auf das Bühnengeschehen hatte. Als die Lichter im Publikum ausgingen und das Bühnenlicht erstrahlte, tauchten die kulturinteressierten SchülerInnen ein in die faszinierende Welt des Theaters, einige sogar zum ersten Mal in ihrem Leben. Gezeigt wurde das vielseitige Leben der Künstlerin Friedl Dicker, einer vielseitigen Schülerin des Weimarer Bauhauses und Wegbereiterin der heutigen Kunsttherapie, die als Jüdin und kommunistische Widerstandskämpferin von den Nazis verfolgt und mit 46 Jahren 1944 in Auschwitz ermordet wurde.

Die moderne Umsetzung der Thematik forderte vom Publikum eine alle Sinneskanäle vernetzende Interpretation der vielen Eindrücke, Geräusche, Andeutungen und Leitmotive. So wurden die Protagonistin und die Menschen, welche sie in ihrem Leben prägten, von drei Schauspielerinnen (Minju Kim, Josephine Raschke und Bahar Sadafı) gleichzeitig gespielt, was anfänglich für einige Verwirrung sorgte, aber insofern faszinierend war, als dass das Leben so aus den verschiedensten Perspektiven und Blickwinkel heraus beleuchtet wurde. Parallel zu den Kunstphasen Friedl Dickers schufen die Schauspielerinnen auch auf der Bühne immer wieder neue Elemente und arrangierten die Kulisse neu. Die zeitgeschichtlichen Hintergünde blendeten die Schauspielerinnen durch historische Kurzfilme ein, die immer näher an das Publikum herankamen und auch in der akustischen Drohkulisse ihre emotionalisierende Wirkung entfalteten. So bot das Stück nicht nur einen Einblick in Friedl Dickers Leben während der Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch in das damals noch traditionelle Rollenbild einer Frau, mit dem Friedl Dicker immer wieder konfrontiert wurde. Die SchülerInnen lernten Friedl Dicker als eine vielseitige, starke und nach Unabhängigkeit strebende junge Frau kennen, welche immer das Positive in allem sah und dem Leben und seinen Herausforferungen mutig begegnete.

All diese Eindrücke wurden ausgetauscht und reflektiert im anschließenden "Meet and Greet" mit den Schauspielerinnen und der Regisseurin Barbara Kölling, welches von der Theaterpädagogin Christina Stöcker moderiert wurde. Hier konnten die SchülerInnen ihre Fragen loswerden und erhielten zudem einen Einblick in die Entwicklung des Stückes und des Bühnenbildes sowie die Berufe am Theater. Auch wurde das Stück verglichen mit dem gerade im Deutschunterricht behandelten Werk "Andorra" von Max Frisch, welches analog zu "Friedl Dicker" die Folgen von Rassismus und Antisemitismus am Beispiel eines jungen Mannes verdeutlicht.

Zurück im Theaterfoyer zeigten sich die Nachwuchs-Theatergänger ganz beeindruckt von der neuen Welt, in die sie an diesem Abend eintauchen durften.

Dana Massjutenko (9b) und Marie Sosnowski (9b) 10.11.2022