Tschaikowsky und Bismarck – Die Hamburgfahrt der Musiker:innen

Am 24. Juni, dem ersten Samstag der Sommerferien, machten sich musikbegeisterte Schülerinnen und Schüler der Q1, Ehemalige aus der diesjährigen Q2 und vier Lehrkräfte auf den Weg nach Hamburg, um sich in der Elbphilharmonie u.a. die 6. Sinfonie von Tschaikowsky – die „Pathétique" – anzuhören. Dieser Besuch diente als freiwillige Ergänzung zum regulären Musikunterricht an unserer Schule.

Als die Schüler in der Großstadt ankamen, besuchten sie zuerst die im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstörte Nikolai-Kirche. Bei dem Besuch des dazugehörigen Museums, in dem einerseits die Geschichte der Kirche erzählt und andererseits die Auswirkungen des Krieges dargestellt werden, konnten sich die Teilnehmenden mithilfe von Karten, Bildmaterial und Originalquellen einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörungen und den Hintergründen verschaffen. Im Anschluss nutzten alle die Gelegenheit, die Aussichtsplattform des Kirchturms zu besuchen, welche einen tollen Rundumblick über die Stadt ermöglichte.

Nach dem Besuch der Nikolai-Kirche, durften die Schüler sich in Kleingruppen frei in Hamburg bewegen. Einige genossen ein kostenloses Open-Air-Konzert in der Speicherstadt, andere wiederum spazierten an der Alster entlang. Auf ein gemeinsamen Abendessen folgte der Besuch der Bismarck-Statue in St. Pauli, worauf sich insbesondere die geschichtsinteressierten Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Fahrt freuten. Im Anschluss spazierte die gesamte Gruppe noch zum abendlich erleuchteten Hafen, was einen schönen Abschluss für den Tag darstellte.

Am nächsten Tag fand dann das Konzert in der berühmten Elbphilharmonie statt. In der zuvor stattfindenden Konzerteinführung wurden Hintergründe zum Cello-Konzert „Toute un monde lointain...", zu deutsch: „Eine ganze Welt, fern...", von Henri Dutilleux (1916-2013), bestehend aus fünf Sätzen, erläutert. Eine Besonderheit ist, dass es keine kurzen Pausen zwischen den Sätzen gibt, wie eigentlich üblich. Außerdem ist hervorzuheben, dass dieses Stück der modernen Musikepoche zugeordnet werden kann. „In modernen Stücken werden Tonarten, Taktarten und harmonische Zusammenhänge verworfen. Es werden zudem eher Cluster verwendet", so der Musik- und Geschichtslehrer Herr Jaekel zur Erläuterung. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich beim Konzert davon hautnah überzeugen und den Musikerinnen und Musikern sowie dem Solisten und Dirigenten aus nächster Nähe zuschauen.

Nach der Pause wurde die 6. und zugleich letzte Sinfonie von Peter I. Tschaikowsky (1840-1893) dargeboten. Der Beiname der Sinfonie „Pathétique" lässt sich vielfältig übersetzen: „die Leidenschaftliche" oder „die Leidende" oder auch „die Pathetische". Dieses Stück zeigt eine starke Emotionalität und schon kurz nach der Uraufführung starb Tschaikowsky. Man vermutet, dass er Selbstmord begangen habe, da er seine Homosexualität zur damaligen Zeit nicht ausleben konnte.

Tschaikowsky selbst äußerte sich zur seiner Sinfonie so: „In diese Symphonie lege ich ohne Übertreibung meine ganze Seele {...}. Ich halte sie für das beste, namentlich aber für das aufrichtigste all meiner Werke." Außerdem werde es den „Schlussstein meines ganzen Schaffens bilden", so Tschaikowsky.
Die Schüler selbst bewunderten dieses Meisterwerk und hörten gespannt zu. Insbesondere der dritte Satz zeigte diese große Leidenschaft von Tschaikowsky, welches bei einigen Schülern große Emotionen erwachen ließ: „Diese Leidenschaft, die Tschaikowsky in seinem Stück dem Hörer offenbart, wird dem Hörer ganz klar vermittelt, sodass die eigene Leidenschaft beim Hörer erweckt wird", resümierte ein musikbegeisterte Mitschüler.

Die kurze Stille nach dem Ende der Sinfonie regte nochmals zum Nachdenken an. Das Publikum war begeistert, woraufhin mehrminütiger Applaus und standing ovations folgten.

Dieser Konzertbesuch bildete den Höhepunkt der Fahrt für viele. Am späten Nachmittag, nach einem gemeinsamen Ausklang beim Mittagessen, war dann auch diese wunderbare Reise beendet und alle verabschiedeten sich am Münsteraner Hauptbahnhof in die Ferien. Die Schüler und Schülerinnen bedanken sich beim Förderverein des Gymnasiums St. Michael, welcher die Konzertkarten finanzierte. Außerdem gilt ein besonderer Dank Frau Roß, welche diese informative und erlebnisreiche Kursfahrt organisierte und dabei immer das Wohl der Schüler im Blick behielt.

Bartu Efe Tarhan