Eltern trainieren Strategien zur Konfliktlösung

Das erste Schuljahr an der weiterführenden Schule haben die Fünftklässler des St. Michael-Gymnasiums schon erfolgreich gemeistert, dabei hat der Schulwechsel auch zu Hause so manche Veränderungen mit sich gebracht. Wie aber können Eltern souverän mit den damit einhergehenden neuen Herausforderungen im Familienalltag umgehen? Und wie können Schule und Elternhaus im Sinne der Kinder gemeinsam an einem Strang ziehen?

Zu diesen Fragen boten die nach dem „Kölner Modell" ausgebildeten Elterncoaches Jan Fillinger und Sabine Mendel nach zweijähriger Corona-Pause wieder über drei Abende das Programm „Toughe Eltern – Starke Kinder" an. Es entstand eine bunte Gruppe aus 17 Elternteilen der Klassen 5a bis 5d, die sich gemeinsam mit Herausforderungen und Kommunikationsstrategien im Familienalltag beschäftigten.

Zunächst fand ein reger Austausch über die gegebene Veränderungsmomente statt: Einerseits gab es schulisch bedingte Neuerungen im häuslichen Lernverhalten, andererseits birgt das Einsetzen der Pubertät neues Konfliktpotenzial. Auch der Umgang mit neuen Medien, der mit diesem Alter rasant zunimmt und die private Kommunikation stark mitprägt, wurde unter die Lupe genommen. Im Zentrum standen dabei typische Konfliktauslöser, die wohl in jeder Familie aus dem Alltag bekannt sein dürften, gerade mit der Pubertät aber noch einmal verstärkt auftreten: zum Beispiel die zum Teil nervenaufreibenden Diskussionen und nicht gemacht Hausaufgaben, mangelnde Mitarbeit im Haushalt, ein ausufernder Medienkonsum oder nicht eingehaltene Absprachen. Um auftauchende Probleme auffangen zu können, wurden eine Palette breiter Handlungsmöglichkeiten und Gesprächsstrategien an konkreten Beispielen ausgetauscht und Alternativen erprobt.

Nur, wer sich seiner eigenen Rolle bewusst ist, kann auch Selbstwirksamkeit erfahren. In diesem Sinne richteten die Eltern im Rahmen einer Selbstreflexion zunächst einmal den Blick auf das eigene, meist unbewusst etablierte Konfliktverhalten sowie die zugrunde liegenden Motive und Emotionen und ordneten es verschiedenen Mustern und Rollenschemata zu. Dabei wechselten die Eltern z.T. die Blickrichtung und schlüpften in die Rollen der eigenen Kinder, was so machen Lacher mit sich brachte. Aus diesen Erfahrungen wurden dann Konfliktverstärker und -abschwächer abgeleitet und verbale sowie nonverbale Strategien erprobt, um das Gespräch in einer klare, wertschätzende und Lösungsorientierte Richtung zu lenken.

Da eine gute Kommunikationskultur immer auf einer guten zwischenmenschlichen Beziehung basiert, wurden anschließend Möglichkeiten einer aktiven Beziehungsarbeit fokussiert. Durch die bewusste Wahrnehmung der individuellen Talente, Stärken und Fähigkeiten des Gegenübers bleibt das Gesprächsverhalte wertschätzend, du-orientiert und fair.

In einem dritten Schritt wurde dann der konkrete Gesprächsverlauf thematisiert: Wie steige ich in Gespräche ein, auch wenn sich da Kind zurückzieht? Wie bleibe ich in Konflikten gelassen und souverän? Wie führe ich konstruktiv und lösungsorientiert durch einen Konflikt? Wie werde ich sowohl den Bedürfnissen des Kindes gerecht als auch meiner eigenen Verantwortung? Was mache ich, wenn Kinder sich nicht an Vereinbarungen und Regeln halten? Wie und wo setze ich klare Grenzen?

Die große Offenheit der KursteilnehmerInnen und ihre Aufgeschlossenheit für neue Methoden sowie ihre Experimentierfreudigkeit ermöglichten sowohl einen breiten Erfahrungsaustausch als auch das Ausprobieren und Einüben neuer Handlungsmöglichkeiten in geschützter Runde, so dass sowohl Eltern als auch die beiden Coaches das Programm zufrieden abschlossen. Am meisten profitieren werden davon die SchülerInnen.

Sabine Mendel