Geschichte

Auf Initiative des Sägereibesitzers Küper und des Ahlener Bürgermeisters Corneli kamen die Schwestern Unserer Lieben Frau nach Ahlen. Kurz vor Weihnachten des Jahres 1902 trafen die ersten Nonnen aus dem Mutterhaus Mühlhausen im Rheinland in Ahlen ein.

Die Stadt hatte der Kongregation das sechs Hektar große Grundstück "Olfe" geschenkt. Dadurch sicherten sich die Stadtväter die Einrichtung einer Mädchenschule, die zu bauen sie damals nicht in der Lage waren; denn Ahlen war 1901 eine Kleinstadt mit 6.361 Einwohnern und entsprechend geringer Finanzkraft. Als Gegenleistung verpflichtete sich der Orden, sämtliche aus der Stadt Ahlen angemeldeten Mädchen aufzunehmen und diesen bis zum zehnten Lebensjahr 20 % Ermäßigung des Schulgeldes zu bewilligen. Weiterhin übernahm der Orden die Aufgabe, eine "Kinderbewahrschule" für noch nicht schulpflichtige Kinder zu leiten. Als Entgelt hierfür wurde ein Schulgeld bis zu einer Mark pro Kind monatlich zugunsten des Ordens erhoben; für Bedürftige trat Ermäßigung, eventuell freie Zulassung ein. Der Orden richtete ein wissenschaftliches und ein Haushaltungspensionat ein, zu welchem alle Mädchen der Stadt gegen ein Pensionsgeld von 400 -500 Mark pro Jahr zugelassen wurden. Ostern 1903 wurde die Schule und damit auch das erste Schulgebäude eröffnet und von 120 Schülerinnen besucht, von denen viele auch im Internat wohnten.

Anfang des Jahrhunderts gab es auf dem Sektor der so genannten höheren Bildung unterschiedliche Schulen für Jungen und Mädchen, wobei sich die Schulen für Jungen überwiegend in staatlicher, die für Mädchen in privater Trägerschaft befanden. Die Jungen konnten in dieser Zeit weiterführende Schulen wie das humanistische Gymnasium, das Realgymnasium oder die Oberrealschule besuchen, an denen sie die mittlere Reife oder das Abitur erwerben konnten. Nicht so die Mädchen. Sie konnten lediglich eine so genannte höhere Mädchenschule besuchen. Diese Schule vermittelte keinen qualifizierten Schulabschluss, sondern eine allgemein gehaltene Bildung für Töchter der so genannten höheren Stände. Mädchen erhielten eine so genannte sittlich-religiöse Erziehung, die auf das Ehe- und Familienleben vorbereiten sollte. Jahre lang tat die damalige Schulleiterin alles, um die Bedingungen zur Erlangung der Zulassung als „Oberlyzeum" zu erfüllen. Viele der Schülerinnen waren Fahrschülerinnen und reisten mit der Eisenbahn an. Da sie über Mittag nicht nach Hause gehen konnten, bestand die Möglichkeit, in der Schule zu essen.

Hinsichtlich Sport und Spiel bot das Lyzeum in Ahlen besonders seit 1913 sehr gute Möglichkeiten. So gab es zwei Spielplätze, einen Sportplatz, einen Tennisplatz und zwei Teiche, die im Sommer für Kahnpartien, im Winter zum Eislaufen genutzt wurden. Einmal im Schuljahr fand ein Klassenausflug statt. Schon 1912 wurde ein Erweiterungsbau nötig, der Platz schaffte für weitere Internatsräume, Physik- und Naturwissenschaftsräume und vor allem eine große Sporthalle. Schon 1916 wurde neben dem Lyzeum die Handelsschule eröffnet.

Besonders die Zeit des Nationalsozialismus war für die Schule mit großen Problemen verbunden: im Jahre 1935 wurden die Vorschulklassen geschlossen. 1942 folgte die Schließung der Oberschule, und 1943 wurde die Handels- und Höhere Handelsschule geschlossen, womit St. Michael als Schule nicht mehr existierte. Die Nazis verfolgten die Absicht, eine nationalsozialistische Lehrerinnen-Bildungsanstalt einzurichten. Aber aus dieser Absicht wurde nichts, sondern statt dessen wurde St. Michael in den folgenden zwei Jahren  ein Militärlazarett.

Während dieser Zeit hat insbesondere der Arzt Dr. Paul Rosenbaum Mut bewiesen: Rosenbaums vehementer Einsatz verhinderte, dass verwundete Soldaten aus dem zum Lazarett umfunktionierten St. Michael an den Panzersperren aufgestellt wurden. Er erreichte sogar schließlich einen weiteren Ausbau des Lazaretts. Dies war allerdings nur durch die großzügige Unterstützung der Ahlener Bevölkerung möglich. Zudem ist es Rosenbaums besonderes Verdienst, dass er erreichte, dass die Stadt Ahlen 1945 ohne Widerstand und deshalb nicht total zerstört an die Alliierten übergeben werden konnte.
Heute erinnert eine Bronzetafel an unserer Schule an die Leistungen Rosenbaums.

Erste Direktorin der Nachkriegszeit war Schwester Gregoria Berger, an deren Persönlichkeit sich ältere KollegInnen noch gut erinnern können. Und schon Ostern 1947 erhielt die Schule die Erlaubnis, die Abiturprüfung abzunehmen und der erste Sonderlehrgang bestand im März 1947 das Abitur, dem noch ein zweiter Sonderlehrgang im Herbst 1947 folgte. Die Baumaßnahmen gingen auch nach dem Krieg weiter. Schon 1963 wurde ein weiterer Neubau hinzugefügt, der neben neuen Klassenräumen auch Physik-, Chemie- und Kunsträume beherbergte.

Mit der Steigerung der Schülerzahlen, vor allem der Abiturienten und Handelsschulabsolventen wurde es auch in der Aula, die ihre Funktion als Turnhalle schon 1974 verloren hatte und nun als Aula und Bibliothek diente, zunehmend beengter. Dazu kamen stark besuchte Literaturveranstaltungen und Konzerte. Vor allem die immer größer und professioneller aufgeführten Konzerte machten eine neue Aula notwendig. Damit begannen 1999 erste Planungen zu Erweiterungsbauten, die 2000 zu einem Architektenwettbewerb führten, in dem das Architekturbüro Fritzen – Müller-Giebeler
den besten Eindruck hinterließen. Nach weiteren intensiven Planungsphasen begannen in den Osterferien des Jahres 2003, das gleichzeitig das 100jährige Jubiläum der Schulen St. Michael bezeichnete die Vorbereitungen für die Neubaumaßnahmen. Schon 2004 konnte das Berufskolleg das neue Schulhaus beziehen.