Antonia Steinhoff und Luisa Spann belegen die ersten beide Plätze beim Facharbeitenwettbewerb Religion 2020

Ahlen. 17.06.2020. Zwei Schülerinnen des Bischöflichen Gymnasiums St. Michael in Ahlen haben mit ihren Facharbeiten die ersten beiden Plätze des ökumenischen Facharbeitenwettbewerbs Religion 2020 belegt. Während Gewinnerin Antonia Steinhoff ihre Arbeit unter das Thema „Krieg und Glaube als Themen in privaten Briefen an die Familie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs" stellte, beschäftigte sich Luisa Spann in ihrer Facharbeit mit der Frage, wie Kinder in ihrer Trauer professionell begleitet werden können. Beide SchülerInnen wurden am 17.06.2020 im Rahmen einer digitalen Feierstunde in Münster ausgezeichnet.

Normalerweise werden bis zu 30 VerfasserInnen von besonders gelungenen Facharbeiten zu einer Schülerakademie eingeladen. Das Programm hätte dieses Jahr unter dem Titel „'Suche Frieden und jage ihm nach!' (Ps 34,15). Das Christentum – eine Religion des Friedens?" gestanden. Dies war dieses Jahr leider nicht möglich. Jedoch fand eine nicht minder festliche Preisverleihung im Rahmen einer Zoom-Konferenz statt. Diese wurde am vergangenen Mittwoch aus der katholisch-sozialen Akademie Franz-Hitze Haus von Dr. Frank Meier-Hamidi moderiert und immer wieder von live eingespielter Musik begleitet.

Dr. Jan-Dirk Döhling vom Dezernat für Gesellschaftliche Verantwortung der ev. Kirche von Westfalen betonte in einem kurzen Impulsvortrag, dass es kein Privileg der religiös Professionellen sei, beim Denken und Gestalten des Glaubens mitzuwirken, und stellte so die Leistung aller SchülerInnen beim Verfassen der Facharbeiten heraus. Mit ihrem Engagement und ihren Erkenntnissen würden sie aktiv beim „Mitreden und Mittun des Glaubens in der Welt" – einer für ChristInnen unabdingbaren Verantwortung – mitwirken.

Stellvertretend für die zehnköpfige Jury, die sich aus den Kooperationspartnern des Wettbewerbs zusammensetzte und in einem anonymisierten Verfahren die GewinnerInnen bestimmte, hielt Prof. Dr. Clauss Peter Sajak, Prodekan der katholischen theologischen Fakultät Münster, die Laudationen für die PreisträgerInnen.

Luisa Spann habe – ausgehend von einer sehr genauen Analyse gegenwärtiger Verdrängungsmechanismen beim Umgang mit Trauer – äußerst gelungen theoretische Konzepte von entwicklungspsychologischen Hintergründen kindlichen Umgangs mit Trauer bis hin zur professionellen Trauerarbeit bei Kindern mit praktischer Arbeit vor Ort in Ahlen verbunden. Ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Trauerzentrum für Kinder und Jugendliche in Hamm und mit dem Wirken der kirchlichen Notfallseelsorge in Ahlen sei bemerkenswert. Prof. Dr. Sajak betonte auch die Tatsache, dass sich Luisa Spann ebenfalls gelungen mit der Frage auseinandergesetzt habe, inwiefern dem Thema Trauer in den aktuellen Lehrplänen ein ausreichender Raum zukommen würde.

Besonders hervorzuheben ist hier, dass Luisa die Hälfte ihres Preisgeldes an das Christliche Hospiz „Am Roten Läppchen" spenden will. Zu diesem gehört auch das Trauerzentrum für Kinder und Jugendliche, über das Luisa in ihrer Facharbeit geschrieben hat.

Antonia Steinhoff habe, so Prof. Dr. Sajak, aus 53 bisher unveröffentlichten Feldbriefen des im Zweiten Krieg gestorbenen Verwandten Martin Geuecke herausgearbeitet, welche Rolle Feldbriefe als Kommunikationsmittel spielten, welche Bedeutung der Glauben in dem Leben eines Soldaten hatte und wie der Krieg als zeitgeschichtlicher Einfluss die Beziehung des Menschen zu seinem Glauben und Gott selbst veränderte. Dafür musste sie die heute wegen der altdeutschen Schrift schwer lesbaren Feldbriefe zunächst einmal entziffern und transkribieren, chronoligisch ordnen und schließlich inhaltlich auswerten und auf Rechercheergebnisse zur Lebens- und Zeitgeschichte des Soldaten beziehen. Das dabei erreichte wissenschaftliche Niveau sowie die Tiefe der Reflexion können „mit einer Bachelor-Arbeit mithalten", begründete Prof. Dr. Sajak die Siegerkür.

Am St. Michael selber war die Freude über dieses hervorragende Ergebnis sehr groß. Besonders stolz auf Antonia und Luisa zeigten sich die beiden betreuenden LehrerInnen Sabine Mendel und Alexander Hille, die beide den „auch emotional hohen Schwierigkeitsgrad der ausgewählten Fragestellungen" sowie die „überaus selbständige Leistung" lobten, aber auch die Motivation der Schülerinnen, „über das zu erwartende Maß hinaus zu arbeiten" herausstellten, wodurch ihre „wirklich großartigen Ergebnisse" erzielt worden seien.

(Men / Hil)