Illegales Fahren, Diebstahl, Einbruch – Die Klasse 8d im Gerichtssaal

Am heutigen Donnerstag besuchte die Klasse 8d zusammen mit ihrer Politiklehrerin Sabine Mendel und der Referendarin Judith Budde zwei Gerichtsverhandlungen beim Ahlener Amtsgericht. Die Exkursion bildete den Höhepunkt und Abschluss der Unterrichtsreihe zum Thema „Jugend und Recht". Nachdem alle durch die Sicherheitsschleuse im Eingangsbereich geschleust worden waren, erfolgte eine kurze Einführung zum Ablauf einer Verhandlung und dem angemessenen Verhalten in einem Gerichtssaal durch den Rechtsanwalt Karsten Havighorst, welcher der Klasse schon aus dem Unterricht bekannt war und uns den Besuch nun ermöglichte. Anschließend trafen die Schülerinnen und Schüler auf die Richterin Kristina Henningsen, welche die Verhandlungen leiten sollte. Sie informierte die Schülerinnen vorab über die zu verhandelnden Straftatbestände und beantwortete zwischen den Verhandlungen aufgekommene Fragen zu den aktuellen Prozessen, ihren Erfahrungen als Richterin und den beruflichen Herausforderungen.
In der ersten Verhandlung ging es um einen Familienvater aus Dolberg, der ohne deutsche Fahrerlaubnis gefahren ist. Interessant war es zu beobachten, wie Rechtsanwältin und Staatsanwalt um die Frage stritten, ob der Straftatbestand fahrlässig oder vorsätzlich begangen wurde. Hier wurden die Rollen der Funktionsträger besonders deutlich. Der Straftäter kam mit einer Geldstrafe, die er einer gemeinnützigen Organisation für Kinderschutz spenden sollte, davon.

In der zweiten Verhandlung wurde es dann noch spannender. Hier ging es um Diebstahl und Einbruch, die einem vorbestraften Marokkaner aus der Ahlener Flüchtlingsunterkunft vorgeworfen wurden. Der Diebstahl sollte sogar direkt gegenüber dem Michael-Gymnasium stattgefunden haben. Das besondere an der Verhandlung war, dass das Gericht als Schöffengericht tagte, d.h. zwei normale Bürgerinnen der Richterin in ihrer Urteilsfindung gleichgestellt wurden. Daher bekamen die Schülerinnen und Schüler zu dieser Gerichtsform eine besondere erklärende Einführung. Der Angeklagte wurde aus der Gefängniszelle des Gerichtes kommend in Handschellen in den Gerichtssaal geführt, wo ihm die Handschellen abgenommen und er mithilfe einer Arabisch-Dolmetscherin befragt wurde. Unsere Arabisch-Expertin Perla wurde natürlich direkt von ihren Mitschülern befragt, ob die Übersetzung denn auch sinngerecht erfolgte, schließlich war die Dolmetscherin im Beisein der Besucher extra vereidigt worden. Nachdem die Identität des Angeklagten nach einigen Schwierigkeiten geklärt werden konnte, konnte der Angeklagte zu den ihm vorgeworfenen Straftatbeständen und angeführten Indizien Stellung nehmen. Zudem musste er sich der Befragung der Richterin, der Schöffinnen, des Staatsanwaltes und des Rechtanwaltes stellen. Interessant war es zu erfahren, wie die Richterin und der Staatsanwalt Ausreden und Ausweichversuche entlarvten und für ein klares Bild der Straftatverläufe sorgten. Eine befragte Zeugin, die als Polizeibeamtin im Dienst mit dem Straftäter konfrontiert wurde, gab Einblicke in die polizeiliche Ermittlungsarbeit. Beeindruckt waren die Schülerinnen und Schüler vor allem von dem offensichtlich gut funktionierenden Zusammenspiel aller polizeilichen und juristischen Instanzen. Aufgrund der langen Prozessdauer konnte das Urteil leider nicht mehr verfolgt werden; dadurch, dass aber auch die Presse vor Ort war, kann das Urteil spätestens morgen den Medien entnommen werden.

Wir danken ausdrücklich Rechtsanwalt Karsten Havighorst für die Organisation des Gerichtsbesuches und seine kompetente Begleitung während der Exkursion sowie der Richterin Kristina Henningsen für ihre Erklärungen und die Bereitschaft, sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler so ausführlich zu stellen.

Men 23.03.2017