Pädagogischer Themenabend: "Partner werden ist nicht schwer - Partner sein dagegen sehr"

Kooperation zwischen Lehrern und Eltern zu stärken, das war das Ziel eines weiteren pädagogischen Themenabends. Probleme ansprechen, Ärger vermeiden, das ist das Ziel der Zukunft. Der Abend am 28. Mai behandelte ab 20 Uhr genau diese Problematik, denn nicht selten entstehen Konflikte zwischen dem Lehrpersonal und den Eltern. Daher trafen sich acht Eltern von Schülern des Gymnasiums St. Michael zusammen mit acht Lehrern um gemeinsam unter Leitung von Michael Sandkamp, aus der Abteilung Schulpastoral, diesem Problem vorzubeugen.
         Sandkamp teilte den Abend in drei Abschnitte, es war ihm wichtig, dass alles in einem vertrauten Rahmen ablief, so wie es in einem Lehrer-Eltern-Gespräch auch sein sollte. Der erste Teil behandelte die Vorstellung beider Parteien, Vorurteile und Klischees. Locker eingeleitet mit ein paar spöttischen Stereotypen über Lehrer und Eltern begann der Abend. Doch in Wirklichkeit wird dieses Thema viel zu sehr auf die leichte Schulter genommen, sachlich erklärte Sandkamp, dass Lehrer sein doch zu den schwierigsten Berufen der Welt gehört. Jeder Lehrer hat in 45 Minuten Unterricht hunderte von kleinen Aufgaben zu übernehmen. Wer soll dran genommen werden? Was ist fairer, den ersten Schüler, der aufzeigt dran zu nehmen oder den, der sich sonst nur gering beteiligt? Ein Schüler sieht total fertig aus, sollte er nach dem Unterricht darauf angesprochen werden? "Lehrer sein ist kein einfacher Job", das stellte Sandkamp direkt zu Anfang klar. Doch auch die Rolle der Eltern ist alles andere als leicht. Ein Beispiel besagte: "Der Lehrer wirft mir vor, mein Sohn würde seinen Unterricht stören, wobei mein Sohn mir erzählt, der Lehrer hat den Unterricht nicht im Griff", ist das nicht auf die Unfähigkeit des Lehrers zurück zuführen? Dies sind nur zwei kleine Einblicke in die möglichen Denkweisen von Lehrern und Eltern.
        Viel komplexer kann die Wirklichkeit sein. Wie so ein Lehrer - Eltern - Gespräch aus dem Ruder laufen kann, merkten alle Beteiligten im zweiten Teil des Abends. Dieser umfasste ein Rollenspiel, in dem Lehrer in die Elternposition rutschen konnten und Eltern in die der Lehrer. Dabei gab es heftige Reibereien und beide gerieten ziemlich schnell in eine Verteidigungsposition, die es schwierig machte, die Position und die Gedanken des anderen zu akzeptieren.                        Im dritten und finalen Teil des Abends kamen beide Gruppen zusammen und es wurden die Beobachtungen gesammelt und die Ergebnisse analysiert. Wie kann man ein Fehlverhalten im Klassenverband nun beiseitigen und was sollte unter keinen Umständen gemacht werden? Zunächst wurde aufgedeckt, dass der "Schwarze Peter" nicht hin und her geschoben werden sollte. Für beide Parteien ist es unproduktiv, den jeweils anderen zu beschuldigen, um sich von der eigenen Last zu befreien. Viel wichtiger ist es hingegen auf einer sachlichen Ebene zu bleiben, auf einer Ebene, die das Problem und nicht die Beziehung oder Person behandelt. Ausdrücke wie: "Aber Sie sind es doch, der die Kontrolle über die Klasse verloren hat" oder "Ich muss Ihnen mitteilen, dass es Ihr Sohn ist, der den Aufstand anführt" haben in einem Lehrer-Eltern-Gespräch nichts zu suchen! "Weg von der Beziehungsebene, hin zur Sachebene", das ist auch der Rat von Sandkamp. Auch ein vier Augen Gespräch ist uneffektiv, es ist angemessener eine weitere Person am Tisch zu haben. Das dritte Augenpaar stiftet innerliche Ruhe, schafft einen neutralen Rahmen. Diese Person kann sowohl von einem Elternteil, als auch von einem Schüler(-rat) vertreten werden. Doch manchmal bietet es sich auch an, das Problem gar nicht selbst in die Hand zu nehmen, sondern vertrauenswürdige Eltern darum zu bitten, stellvertretend für die Betroffenen auf den Lehrer einzugehen.
          Zusammenfassend kann das Ergebnis folgendermaßen zusammengefasst werden: eine direkte Klärung des Problems zu Beginn ansprechen, vorgefertigte Gedanken zum Gespräch beiseite legen und auf das gemeinsame Anliegen eingehen. Denn schließlich haben Lehrer und Eltern denselben Wunsch, das Wohl des Kindes,  doch leider wird der oftmals vergessen.

von Paul Krefft