Studienfahrt Sorrent 2011

Italien zwischen Pasta und Paestum!

Zehn wunderbare Tage erlebten 35 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Gymnasiums St. Michael. Schon sind einige Wochen vergangen, aber die Erinnerung ist immer noch präsent. Hervorragend betreut durch die Kurslehrer Greive, Schöler Kälker und Buller kam nach fast 12stündiger Busfahrt die Lagunenstadt Venedig in Sicht. Dort wurde die Gruppe schon von ihrem „Chefbusfahrer“ Georg Tyrell erwartet, der vor Ort die Unterkünfte auf einem idyllisch gelegenen Campingplatz in Sottomarina in der Nähe von Chioggia, einen Katzensprung von Venedig entfernt, vorbereitet hatte. Seine guten Italienischkenntnisse waren gerade bei schwierigen Verhandlungen äußerst hilfreich.
Nach kurzer Zeit der Ruhe stand schon der erste Ausflug nach Venedig auf dem Programm.

Ein Spaziergang abseits der üblichen Touristenrouten durch die Stadt auf dem Wasser führte uns zu den berühmten Sehenswürdigkeiten wie der Basilica San Marco mit seiner riesigen Piazza, dem nahe gelegenen Palazzo Ducale, der Rialtobrücke, oder auch den sehenswerten Kirchen Santi Giovanni e Paolo und San Francesco mit seinem verträumten Kreuzgang. Die Säle der Scuola Grande di San Rocco beeindruckte durch die überwältigenden Decken-und Wandgemälde von Tintoretto.
Natürlich durfte auch der Besuch im nahegelegenen Padua mit der Besichtigung der altehrwürdigen Universität nicht fehlen, an der schon Galileo Galilei gelehrt hat.
Nach einem Tag der Erholung am Meer ging die Fahrt weiter, bis nach weiteren 10 Stunden Fahrt das eigentliche Ziel der Reise, der Golf von Neapel und Sorrent erreicht waren. Das direkt am Meer gelegene Hotel  „Klein Wien“ sollte für die folgenden sechs Tage das Stammquartier der Gruppe werden. Zunächst genossen aber alle den atemberaubenden Blick auf den abendlichen Golf von Neapel und die im Meer verschwindende Insel Ischia.
Schon am nächsten Tag führte der Weg in das quirlige Neapel. Natürlich war der (Schwarz)-markt das erste Ziel, wo man sich nicht nur mit neuen Schuhen sondern auch mit Hemd und Hose, Modeschmuck und Sonnenbrillen eindecken konnte. Zum Besichtigungsprogramm gehörten der Dom, geweiht dem ersten Bischof Neapels, dem heiligen Gennaro, in dem das geheimnisvolle Blutwunder zu bestaunen war, wie auch die Chiesa del Gesu Nuovo mit ihrer gewaltigen Diamantenquaderfassade aus dem 16. Jh. In dieser grandiosen Barockkirche bekamen wir einen Eindruck von der tiefen Volksfrömmigkeit der Neapolitaner, mit Hingabe wird hier der selig gesprochene Arzt Moscati verehrt. Weiter ging es in die Capella Sansevero, wo nicht nur die Marmorskulptur Christo Velato(der verhüllte Christus), sondern auch die alchemistischen Experimente des Raimondo di Sangro für Erstaunen sorgten. Hierbei handelt es sich um zwei Skelette, bei denen seit dem 18. Jh. das komplette Adersystem erhalten ist.

Das Archäologische Nationalmuseum zählt zu den bedeutendsten archäologischen Sammlungen weltweit und beherbergt alle Schätze, die in Pompeji und Ercolano ausgegraben wurden, natürlich auch das berühmte Alexandermosaik, das die Schlacht zwischen Alexander dem Großen und Dareios dem III. zeigt, gehörten zum Programm in dieser Stadt. Der Gang durch die enge Spaccanapoli (Spalte), die die Altstadt in gerader Linie durchschneidet erinnert daran, dass man sich in Neapel auf antikem Boden befindet und das römische Schachbrettmuster in der Altstadt immer noch gut zu erkennen ist.
Zum Pflichtprogramm gehörte natürlich der Besuch der Phlegräischen Felder zur Erkundung von Vulkanismus und Bradiseismos, wie auch der Aufstieg auf den Vesuv, den letzten immer noch aktiven Vulkan auf dem europäischen Festland, von dessen Kraterrand sich ein faszinierender Ausblick auf die Stadt Neapel und die vom Vulkanausbruch im Jahr 79 n. Chr. verschüttete Stadt Pompeji auftat.
Pompeji war dann die  Station am nächsten Tag. Durch die noch gut erhaltenen Gassen der antiken Stadt zu spazieren war in der untergehenden Abendsonne ein besonderes Erlebnis. Nachdem die täglichen Touristenströme die untergegangene Stadt verlassen hatten, fühlten wir uns allein mit der römischen Antike. Alte Wohnhäuser und großzügige Villen, die städtischen Thermen (Badeanstalten) oder das Forum mit der Basilika wurden wieder lebendig und die Erschütterung wurde spürbar, als wir plötzlich vor den Abdrücken und Resten der Menschen standen, die dem Ascheregen und den giftigen Dämpfen vor fast 2000 Jahren zum Opfer gefallen waren.
Noch waren die Eindrücke von Pompeji nicht verdaut, führte uns der Weg in die Gegend der antiken  „Magna Graecia“, dem von griechischen Kolonisten im 7. Jh. vor Chr. besiedelten Landstrich in der Nähe des heutigen Salerno.

Die schon von Goethe auf seiner Italienreise beschriebenen Tempelanlagen von Paestum hinterließen einen überwältigenden Eindruck. In der Zeit zwischen 480 und 450 v. Chr. erbaut, stellen sie die berühmte Athener Akropolis gleichsam in den Schatten. Die Tempel der Hera, des Poseidon und der Ceres zeugen von der unglaublichen architektonischen Leistung der damaligen Baumeister. Im nahe gelegenen Museum erinnern die farbig ausgemalten Gräber und Sarkophage an Leben und Tod der lukanischen Ureinwohner, die sich offenbar mit den siedelnden Griechen gut verstanden haben.
Nach all diesen Eindrücken lockte natürlich das nahe gelegene Meer zu einem Badeaufenthalt, und der wurde bei 28 Grad auch ausgiebig genutzt. Ein Highlight waren natürlich Bratwürste und Steaks vom Grill, die unser Busfahrer Giorgio in seinem unnachahmlichen Organisationsvermögen schon vorbereitet hatte.
Natürlich durfte als einer der Höhepunkte der Reise ein Besuch der zauberhaften und viel besungenen Insel Capri nicht fehlen. Am Beginn stand eine Inselrundfahrt mit einem Boot, von dem aus man die ganze Schönheit dieser Insel bewundern konnte. Die Fahrt durch einen der Faraglionifelsen hindurch bot Gelegenheit zu traditionellen Liebesschwüren. Da konnte der Besuch der touristischen „Blauen Grotte“ ohne Sorge unterbleiben, war doch das Gedränge vor dem niedrigen Durchgang zur Grotte von See her gut zu beobachten. Dann hieß es noch einmal allen sportlichen Ehrgeiz auszupacken, denn der steile Aufstieg in den Ort Capri zur Piazetta mit dem Kirchlein Chiesa di Santo Stefano war schon schweißtreibend. Ausgehend  von den Giardini di Augusto, ein blühender Garten mit Bänken und Panoramaterrassen, von denen man einen fantastischen Blick auf die Küstenlinie der Amalfitana hat, folgten wir der Via  Krupp auf Serpentinen hinunter zur Marina Piccola, wo noch ein Badeaufenthalt am Nachmittag lockte. Als am Abend mit der Fähre bei untergehender Sonne die Heimfahrt nach Sorrent angetreten wurde, konnte man  unmittelbar nachvollziehen, was Rudi Schuricke 1949 empfunden haben mag, als er das Lied von den Caprifischern komponiert hat.
Nun hieß es allmählich Abschied zu nehmen, nicht nur von Capri, sondern auch vom Golf von Sorrent und Neapel und dem zur zweiten Heimat  gewordenen „Klein Wien“, in dem noch eine rauschende Geburtstagspartie des stellvertretenden Schulleiters Gerd Buller gefeiert worden war, die auf dieser Fahrt noch nicht die letzte gewesen sein sollte.
Denn nach dem Besuch des abendlichen Verona mit seinem römischen Amphitheater und dem Haus und Balkon der tragisch verliebten Romeo und Julia hielt der Bus auf der Brennerhöhe genau um 0.00 Uhr an, und mit dem berühmten und beliebten Aperol–Spritz wurde der Geburtstag des begleitenden Lehrers „Jesse“ Greive gefeiert, ein letzter Höhepunkt (1370 m hoch) einer an Höhepunkten so reichen Studienfahrt.
Zusammenfassung: Es war Spitze!