Weltpolitik in der Schule – Planspiel zur internationalen Politik am Gymnasium St. Michael

Globale Sicherheitspolitik statt adventlicher Besinnlichkeit. Am 7. und 8. Dezember 2022 fand für die Sozialwissenschaftenkurse des Abiturjahrgangs des St. Michael-Gymnasiums das Planspiel Pol&iS (Politik und internationale Sicherheit) statt. Zwei Tage lang simulierten die rund 50 SchülerInnen gemeinsam mit ihren LehrerInnen unter der Anleitung vierer JugendoffizierInnen der Bundeswehr (Hauptmann Lena Lehmann, Hauptmann Marco Tittmann, Hauptmann Paul Lienenbecker und Hauptmann Sarah Mühlmeister) das globale Geschehen in den Feldern Sicherheits-, Wirtschafts-, Sozial-, Umwelt- und Entwicklungspolitik. Die in mehrere große Weltregionen eingeteilten TeilnehmerInnen fanden sich dabei in den Rollen von RegierungschefInnen oder MinisterInnen für Wirtschaft, Sicherheit und Umwelt wieder, waren UN-GeneralsekretärIn oder Weltbank-VertreterIn, engagierten sich als VertreterInnen von Nicht-Regierungsorganisationen und schrieben für die fiktive Weltpresse. Vorbereitet wurden sie darauf nicht nur im Unterricht zum Thema Weltpolitik, sondern auch durch zur Verfügung gestellte Materialien zu regionalen Ressourcen, innenpolitischen Handlungsfeldern, internationalen Verträgen und Herausforderungen.

Das Planspiel im Rahmen der Kooperation mit der Bundeswehr ist am St. Michael-Gymnasium langjähriger Bestandteil des sozialwissenschaftlichen Curriculums. Neu ist in diesem Jahr die Teildigitalisierung des Planspiels. Wo zuvor noch auf Planungsblättern Investitionsvorhaben handschriftlich eingetragen und mühsam berechnet werden mussten und auf Papp-Landkarten Spielsteine verschoben wurden, genügen heute einfache Eingaben in der Pol&iS-App, was zu einer Beschleunigung und Dynamisierung des Spiels führt. „Es bietet unseren SchülerInnen die einmalige Möglichkeit, sich in die weltpolitischen Akteure hineinzuversetzen und aus der jeweiligen Perspektive heraus die unterschiedlichen Bedingungszusammenhänge und Folgen des globalen Agierens zu erleben" so Organisatorin Nicola Löchte. „Statt theoretisch im Elfenbeinturm Sachbücher zur Weltpolitik zu wälzen, erleben sie hier ganz praktisch, welche Determinanten politisches Handeln bestimmen und welche Konsequenzen gegenseitige Solidarität oder auch konkurrenzorientiertes Verhalten haben. Auf diese Weise erleben sie auch die vieldimensionale Komplexität globalen Geschehens." Und wirklich: In Herausforderungen wie Atomwaffen, Hungersnöten, Kulturkonflikten, Drogenkartellen, internationalem Terrorismus, Piraterie, Klimawandel, Armut und Flucht galt es, die eigenen Interessen durchsetzungskräftig zu vertreten, aber auch die Probleme kooperativ zu bewältigen. Dass Weltpolitik dabei nicht immer planbar und verlässlich verläuft, wurde den SchülerInnen durch zufällige Tagesschau-Meldungen verdeutlicht, wo z.B. unvorhersehbare Dürremeldungen die Welternährungslage dramatisch verschoben und so sowohl eine Umplanung der eigenen Investitionen als auch ein mit anderen Akteuren abgestimmtes Verhalten erforderlich machten.

Besondere Aktualität erhielt das Planspiel vor allem durch die umwelt- und sicherheitspolitischen Herausforderungen, welche die ganze Welt zur Zeit auch in der Realität in Atem halten. Hier galt es auch in der Simulation Konflikte möglichst diplomatisch zu lösen, im Notfall Truppen zu verlegen und sich um außenpolitisch vorteilhafte Allianzen, v.a. zur Abrüstung zu bemühen.

„Unserer SchülerInnen lernen so nicht nur, Verantwortung zu übernehmen, sondern auch Probleme konstruktiv zu lösen, ihre Positionen argumentativ zu vertreten (jeder einzelne musste eine Rede vor der UN-Vollversammlung halten) sowie ihre Kommunikations- und Präsentationskompetenz zu verbessern. Als größter Lerneffekt stellt sich jedoch die Fähigkeit heraus, politische, wirtschaftliche und soziale Sachverhalte kritisch zu hinterfragen und nach kompromissorientierten Lösungen zu suchen", so Lehrer Maximilian Dittmann im Resümee.

Sabine Mendel (Politiklehrerin)