Bloggen gegen Rassismus - Said Rezek zu Gast am St. Michael

Eigentlich ist auch die digitale Welt ganz Einfach: Handle auch hier so, wie du in der analogen Welt behandelt werden möchtest. Trotzdem ist Hate-Speech ein immer größeres Problem in der digitalen Welt. Aber wie sollen und können wir mit Hass und Hetze im Netz umgehen? Diese Frage diskutierte Said Rezek, Politikwissenschaftler, Journalist und Blogger mit der Q1 des Gymnasiums St. Michael.

In einer 90-minütigen Lesung, basierend auf seinem Buch „Bloggen gegen Rassismus", wurde zunächst das Ausmaß von Hate-Speech anhand aktueller Beispiele und Zahlen aufgezeigt, um anschließend mit den Schüler*innen gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie diesem Phänomen im Netz zu begegnen sei: Beiträge melden und anzeigen, kommentieren und diskutieren u.v.m. Dabei betonte Herr Rezek, dass alles besser ist, als nichts zu tun. Studien zeigten, dass der Diskurs im Netz ziviler werde, wenn es Gegenwind gibt. Gleichgültigkeit oder Schweigen würden dagegen als Zustimmung gewertet. Natürlich werde man nicht unbedingt die Verfasser*innen von Hassbotschaften überzeugen, aber man habe einen Effekt auf die (stillen) Mitleser*innen.

Als besondere Möglichkeit zivilen Engagements stellte er das Blog-Handwerk mit den verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten von persönlich-politischen Postings als Betroffene*r oder Beobachter*in über Zitattafeln zu Memes und Listicles vor. In einer gemeinsamen Diskussion mit den Schüler*innen wurden die jeweiligen Vor- und Nachteile der einzelnen Beitragsformen erörtert. So erhalten persönlich-politische Postings oftmals besondere Aufmerksamkeit, da sie unsere Emotionen ansprechen. Allerdings steht und fällt deren Wirkung mit der Vertrauenswürdigkeit der postenden Person. Man mache sich zudem in besonderer Weise angreifbar und werde selbst unter Umständen Opfer von Hate Speech. Gleichzeitig ermunterte er die Schüler*innen, dass sie - wenn sie all dies berücksichtigten - Gutes bewirken könnten und veranschaulichte dies mit dem Fall des „Neujahrsbabys", welches nach seiner Geburt prompt Opfer eines Shitstorms wurde. Dank eines Einzelnen, der dazu aufrief, dem Baby die herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln, überwog letztlich eine Welle der Solidarität und den Eltern wurde ein gebundenes Buch mit den besten Wünschen für das Baby überreicht.

Im Anschluss an die Lesung hatten einige Schüler*innen noch die Gelegenheit, in Workshops das praktische Bloghandwerk zu erproben und die schon zitierte „goldene Regel" anzuwenden: Handle in der digitalen Welt so, wie du in der analogen behandelt werden möchtest. Ganz einfach, oder?!