Gedenkstättenfahrt nach Buchenwald, Weimar - Auseinandersetzung mit unendlichem Leid und dem „radikal Bösen"

    Gemeinsam gegen das Vergessen: Wir 25 Schüler*innen der Jahrgangsstufe Q1 und zwei Geschichtskolleg*innen setzten uns vom 11. bis zum 13. Februar 2022 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald mit den nationalsozialistischen Verbrechen bis zur Befreiung des Lagers durch die Amerikaner im April 1945 auseinander.

    Als größtes deutsches Lager wurde das KZ Buchenwald zum Synonym für das grauenvolle System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 56 000 der insgesamt 280 000 inhaftierten Menschen im Lager - darunter politische Häftlinge, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Wohnungslose usw. - starben an Hunger, Folter Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten und totaler körperlicher und seelischer Auszehrung. Auch die spätere Umfunktionierung des Lagers durch die sowjetische Besatzungsmacht zum Sowjetischen Speziallager Nr. 2 wurde thematisiert. Ab August 1945 wurden im Sowjetischen Speziallager Nr. 2 vorrangig lokale Funktionsträger der NSDAP, aber auch Jugendliche und Denunzierte inhaftiert, bis das Lager im Februar 1950 kurz nach der Gründung der DDR von den Sowjets aufgelöst wurde.

    Nachdem wir uns auf dem Gelände des ehemaligen KZ sowie in der Dauerausstellung „Buchenwald: Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945" mit dem menschenverachtenden Lageralltag der Häftlinge sowie der Gewalt durch den SS-Kommandanten und die SS-Wachmannschaften auseinandergesetzt hatten, drängte sich uns unwillkürlich die Frage nach dem „Warum" auf. Was trieb die SS-Männer zu Grausamkeiten und Verbrechen von einem derartigen Ausmaß?

    Wie konnte unmittelbar auf der anderen Seite des Lagerzauns ein nahezu unbeschwertes Alltags- und Familienleben der SS-Männer zwischen Tiergarten, Kasino und ... möglich sein? Warum ließ die Weimarer Bevölkerung die systematisch organisierten Verbrechen auf dem stadtnahen Ettersberg mehr oder weniger teilnahmslos zu?

    Einige Erklärungsansätze - vor allem aus sozialpsychologischer Sicht - lieferte uns der Dokumentarfilm „Das radikale Böse" des österreichischen Oscar-Preisträgers Stefan Ruzowitzky, den wir uns abends gemeinsam ansahen. Der Film beginnt mit der folgenden Einblendung von Primo Levi: „Es gibt die Ungeheuer, aber sie sind zu wenig, als dass sie wirklich gefährlich werden könnten. Wer gefährlich ist, das sind die normalen Menschen." Gruppenzwang, hierarchische Ordnung und Entmenschlichung der Opfer sind den Wissenschaftlern zufolge einige Mechanismen, derer sich das NS-Regime auf der Basis der Ausrottungspropaganda gegen das Judentum bediente, um aus mehrheitlich „normalen deutschen Männern" Täter zu machen. Nach dem Abspann des Films blieb sicherlich das bedrückende Gefühl, dass sich das „radikale Böse" in anderer Form überall und jederzeit wiederholen kann. Damit einher gehe für
    jede*n von uns eine Verantwortung für die Zukunft und die unbedingte Notwendigkeit, kritisch zu bleiben, resümierte unser ehemaliger Kollege Johannes Epke am Ende der Dokumentation die Gedanken der Schüler*innen.