Politikplanspiel am Michael-Gymnasium: Sie machen sich die Welt, widewidewie sie ihnen gefällt

Vom 18. bis 20. Dezember 2017 fand für die Sozialwissenschaftenkurse des Abiturjahrgangs des St. Michael-Gymnasiums in Ahlen die Politiksimulation POL&IS statt. Drei Tage lang simulierten 62 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern Matthias Busch, Sabine Mendel und Verena Stukenkemper unter der Anleitung zweier Jugendoffiziere der Bundeswehr (Robert Krauss und Roman Hermann) das politische Weltgeschehen. Die Teilnehmer fanden sich dabei in den Rollen von Regierungschefs oder Ministern für Wirtschaft, Sicherheit und Umwelt wieder, waren UN-Generalsekretär oder Weltbank, engagierten sich als Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen und schrieben für die fiktive Weltpresse. Schwerpunkte ihrer Simulationswelt waren Sicherheits-, Wirtschafts-, Sozial- und Entwicklungspolitik.

POL&IS (kurz für Politik und internationale Sicherheit) ist eine komplexe Arbeitssimulation, welches die UN-Generalversammlung und internationalen Beziehungen zeigt. Die Teilnehmer treffen bei der Simulation Entscheidungen, die den Verlauf der fiktiven POL&IS-Welt beeinflussen.

Zu Anfang des Spiels war die Ausgangssituation vorgegeben. Dazu wurden Informationen über bestimmte Verträge und bereits bestehende Probleme gegeben, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden mussten. Zusätzlich erlebten die Schülerinnen und Schüler auch, welche politischen, wirtschaftlichen oder ökologischen Auswirkungen ihr Handeln in der Welt hat. An einem zentralen Spieltisch mit Weltkarte kamen die Staatsminister der Regionen einmal pro Spielperiode zusammen, um Konflikte der diversen Themen beim Austausch untereinander zu lösen, im Notfall Truppen zu stationieren und sich um außenpolitisch vorteilhafte Verbindungen zu bemühen. Hierbei musste sich stetig die Frage gestellt werden, inwiefern jede Aktion eine andere beeinflussen kann. Somit lernten die Schülerinnen und Schüler, bei POL&IS Verantwortung zu übernehmen, Probleme zu lösen, ihre Position argumentativ zu vertreten, Konflikte demokratisch-diplomatisch und kompromissorientiert zu lösen sowie ihre Kommunikations- und Präsentationsfähigkeit zu verbessern. Als größter Lerneffekt stellte sich jedoch die Fähigkeit heraus, politische, wirtschaftliche und soziale Sachverhalte kritisch zu hinterfragen. So sollten die Teilnehmer beispielsweise nach dieser Erfahrung Entscheidungen von verschiedensten Regierungen nicht direkt verurteilen oder unterstützen, sondern sich überlegen, inwiefern sie möglicherweise ähnlich gehandelt hätten.

Obwohl POL&IS nur eine Simulation ist, wurde den politikbegeisterten Jugendlichen nach der Auseinandersetzung mit den Aufgaben ihrer Rollen direkt klar, wie komplex und vielschichtig das Weltgeschehen eigentlich ist. Atomwaffen, Krisen, Konflikte, internationaler Terrorismus, Piraterie, Klimawandel, Armut und Flucht galt es, gemeinsam zu bewältigen. Das Verhandeln von Verträgen und Bündnissen sowie die Teilnahme an Friedens- und Umweltkonferenzen verlangte einerseits ein interessenorientiertes starkes Durchsetzungsvermögen, andererseits aber auch ein weitsichtiges und global ausgerichtetes solidarisches Handeln. Dies wurde immer wieder dann besonders deutlich, wenn alle Entscheidungen der einzelnen Minister in der fingierten UN-Generalversammlung zusammengetragen wurden. Zusätzlich erweiterte sich der Horizont der Jugendlichen erheblich, vor allem durch die intensive Auseinandersetzung mit den zugeteilten Regionen, Positionen und Organisationen, von denen man außerhalb dieser Veranstaltung nicht unbedingt etwas erfahren hätte.

Alle die mitgemacht haben, sind dankbar für die neu gewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen und raten jeder Schule, sich auch für dieses Projekt zu bewerben, auch wenn die Warteliste lang ist.

Johanna Beckmann