Auf Spurensuche in Buchenwald: SchülerInnen des St. Michael Gymnasiums besuchten die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers bei Weimar

Eine Gruppe von Schüler*innen der Jahrgangsstufen EF bis Q2 verbrachte das Wochenende zum Halbjahreswechsel auf dem Ettersberg bei Weimar in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, um vor Ort die Dimensionen der NS-Verbrechen zu erfassen.

Durch eine mehrtägige intensive Auseinandersetzung mit der Lagerstruktur und -organisation sowie mit zahlreichen Einzelschicksalen von KZ-Häftlingen erfuhren die Schüler*innen eindrücklich, wie die Gefangenen ab 1937 den grausamen Alltag im KZ Buchenwald erlebten und der SS-Willkür bis zur Befreiung des Lagers durch die Amerikaner im April 1945 zunehmend hilflos ausgeliefert waren. Die Haftstätte zur Zwangsarbeit war das größte Lager auf deutschem Boden und über 56 000 Menschen starben im KZ infolge von Folter, Auszehrung und medizinischen Versuchen.

Führungen über das weitläufige Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers veranschaulichten die Lagerinfrastruktur. So wurde das Ausmaß der NS-Verbrechen beispielhaft sichtbar an dem Krematorium mit den zwei Verbrennungsöfen, dem Bunker mit den Arrestzellen sowie der Kleiderkammer, in der die eintreffenden Häftlinge unmittelbar nach ihrer Ankunft desinfiziert wurden. Auch wurden sie im Zuge dessen ihrer Kleidung, ihrer persönlichen Habseligkeiten, ihrer Haare und letztlich ihrer Individualität beraubt. Besonders skrupellos erschienen den Schüler*innen in diesem Zusammenhang das ehemalige Casino sowie der Bärenzwinger unmittelbar auf der anderen Seite des Sicherungszauns, welche zur Unterhaltung und Freizeitgestaltung der SS-Funktionäre und deren Familien dienten.

Anhand von originalen Bild-, Ton- und Schriftquellen arbeiteten die Schüler*innen vor Ort diverse Einzelschicksale auf und setzten sich auf vielschichtige Weise mit der Opfer- und Täterperspektive auseinander. Zudem dokumentierten in dem Museum, welches der Gedenkstätte angegliedert ist, zahlreiche Zeitzeugeninterviews, dass der Großteil der Bevölkerung von Weimar nach der Befreiung des Lagers durch die amerikanischen Truppen am 11. April 1945 behauptete, von den menschenunwürdigen Zuständen im Konzentrationslager nichts gewusst zu haben. Die Leugnung der NS-Verbrechen durch Teile der deutschen Bevölkerung sowie die nur zögerliche Aufarbeitung des Holocaust bis in die 60er Jahre zeigten den Schüler*innen eindrücklich die Relevanz einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sowie ihre Mitverantwortung für eine Zukunft auf, in der Rassismus sowie die systematische Ausgrenzung und Ungleichbehandlung von Menschen keinen Raum haben.

Die inhaltlichen Ergebnisse ihrer Gedenkstättenarbeit werden die Schüler*innen der EF bis Q2 zu Beginn der kommenden Woche in der Pausenhalle ausstellen. Einige Schüler*innen resümierten während der Rückfahrt nach Ahlen im Gespräch, dass sie ein sehr differenziertes Bild von dem Ausmaß und der Organisation der Verbrechen im KZ Buchenwald erworben hätten und besonders von den persönlichen Geschichten der Häftlinge nachhaltig bewegt und beeindruckt seien.