Die Lehren der Vergangenheit – Stolpersteine für die ersten Ahlener NS-Opfer

Migranten, Juden, Kranke und behinderte Menschen. Sie alle waren unschuldige Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland. Der Hass und somit der Holocaust begannen früh mit der Auslöschung der geistig und körperlich Behinderten sowie der gebrechlichen und hilflosen Kranken, die in den ersten Jahren des Regimes schon ihrer Würde und ihres Lebens beraubt wurden.

An diese schmerzlichen Ereignisse der Vergangenheit erinnerte Bürgermeister Dr. Alexander Berger am Freitagmorgen an der Rottmannstraße 11 bei zahlreichen neuen Stolpersteinverlegungen. Über 100 Teilnehmer setzten ein wichtiges Zeichen für Toleranz und die Lehren der Vergangenheit. Darunter befand sich auch Michaela Wiese-Weber, deren Großvater Klemens Wiese nach einem Suizidversuch im Jahr 1943 in eine Heilanstalt bei Polen eingeliefert wurde und seine Familie nie wieder kontaktieren konnte. Mit der Verlegung seines Stolpersteins sei ihm endlich ein Stück seiner Würde zurückgebracht worden, so die Enkelin, die nie die Chance hatte, ihren Großvater kennenzulernen.

Auch Vorsitzende und Bewohner des St. Vinzenz am Stadtpark wohnten der Aufarbeitung der Vergangenheit bei. Die Zahl der Stolpersteine in Ahlen stieg an diesem Tag von 104 auf 126. Heute gebe es eine große Offenheit in dieser Stadt, die ein weiteres Merkmal dafür sei, dass Rassismus in Deutschland nie wieder Nährboden finden dürfe, so Manfred Kehr, der sich als Mitarbeiter der Stadt Ahlen sehr für die Aufarbeitung engagierte. Auch einige Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen nahmen am Gedenken teil und untermauerten diese kleine, aber noch nicht zu späte Geste gegenüber allen Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen, die immer Teil der Gesellschaft sein sollten.

Die neuen von Künstler Gunter Demnig gestalteten Stolpersteine wurden der Reihe nach am Freitag verlegt und so wurde den Opfern der perfiden Perfektion der Nazis gedacht. Auch die Schülervertretung unseres Gymnasiums finanzierte einen Stolperstein für Johann Simson. Das Opfer wurde wie Klemens Wiese im Oktober 1943 in die Gauheilanstalt im besetzten Polen gebracht und dort am 10. Februar 1944 ermordet. In Ahlen wohnte er auf der Schützenstraße 50, dort, wo sein Stolperstein jetzt immer an ihn erinnern wird.

Von Tessa Hartmann (Q1)