Unterwegs in der Kulturstadt Weimar

Am Morgen des 19.01.2018 trafen sich die beiden Deutsch LKs von Frau Liebing und Frau Frenz, um die knapp 5-stündige Fahrt nach Weimar anzutreten. Die Gruppe wurde von Frau Henneke-Weischer und Herrn Nunes begleitet.

Unser Busfahrer begrüßte uns mit heißem Kaffee und Tee und wuchs uns schon gleich durch seine humorvolle Art ans Herz. Als wir Weimar erreichten, wartete dort eine weiße Stadt auf uns, denn Weimar lag unter einer Schneedecke. An der Jugendherberge angekommen bezogen wir zunächst unsere Zimmer, woraufhin wir zu Fuß in die Innenstadt aufbrachen.

Dort wurden wir von Goethe und Schiller persönlich begrüßt, denn wir stießen auf deren Denkmal vor dem Nationaltheater. Kurz darauf fanden wir uns im Schillerhaus ein und lernten die Biografie eines der beiden großen Klassiker der deutschen Literatur kennen. Den Abend nutzten wir, um die Stadt weiter auf eigene "Faust" zu erkunden. Einige konnten sogar Restkarten für die Aufführung von Goethes „Faust" im Nationaltheater ergattern. Die erste Nacht in Weimar sollte für uns alle in Erinnerung bleiben als die Nacht, in der der Feueralarm in unserer Jugendherberge von einer anderen Gruppe ausgelöst wurde und wir alle, teils in Schlafkleidung, das Gebäude verlassen mussten, um auf die Feuerwehr zu warten.

Nach einer „aufregenden" Nacht und wenig Schlaf sollten wir am Samstag die dunkle Seite Weimars kennenlernen. Wir besuchten die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, 15 Minuten entfernt von Weimar. Der Rundgang durch jene Gedenkstätte führte uns allen lebhaft die grausame Behandlung der Insassen und deren Leben im KZ sowie die kranke NS-Ideologie vor Augen.

Um auf andere Gedanken zu kommen und um die Stimmung etwas zu heben, gingen wir abends im Weimarer Atrium, einem ehemaligen NS-Bunker, der zu einem Einkaufszentrum umgebaut wurde, bowlen. Und auch an diesem Abend hatten wir wieder die Möglichkeit, frei durch die Stadt der Dichter und Denker zu "irren und zu wirren" - auch wenn Fontane kein Klassiker aus Weimar war.

Am Sonntag, unserem letzten Tag, ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, etwas über jenen Mann zu lernen, dessen größtes Werk „Faust" uns in den letzten Wochen und Monaten in der Schule stets begleitet hatte: Johann Wolfgang von Goethe. Wir begaben uns sofort nach dem Frühstück samt Gepäck zum Goethehaus, um uns dort eine komplette Ausstellung über des Dichters Leben und Werk anzuschauen, sowie dessen Wohnhaus zu besichtigen. Goethes Haus war im Vergleich zu dem von Schiller viel größer und prachtvoller. Die Häuser beider Dichter spiegeln auch deren Wesen wider: Den brillanten, zurückgezogenen Schreiber Friedrich Schiller und das Universalgenie und den Entdecker Johann Wolfgang von Goethe. Unsern Abschluss bildete die Anna Amalia Bibliothek, welche uns, trotz der geringen Größe, durch ihre Pracht und Kunstvielfalt erstaunen ließ.

Somit verließen wir am Sonntagnachmittag die Janus-Stadt Weimar, welche uns alle überrascht hat und uns besonders gezeigt hat, dass auch Weimar nicht nur von Pracht, Dichtern und Denkern geprägt ist, sondern auch durch Leid und Elend. Vielleicht wird sie aber auch gerade durch diesen letzten Aspekt erst zu einer wahren Kulturstadt.

Thomas Ungerer