Erfolgreich im Bundeswettbewerb Geschichte: St. Michael zur Zeit des Nationalsozialismus

Hannah Steffensmeier und Frederike Havighorst, Q1, nahmen in diesem Jahr zum zweiten Mal erfolgreich am Wettbewerb des Bundespräsidenten teil.. »Gott und die Welt. Religion macht Geschichte«  lautete das Thema der diesjährigen Ausschreibung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten.

Die Schülerinnen wählten den Titel »Das Gymnasium St. Michael Ahlen. Eine katholische Schule zwischen Anpassung und Widerstand zur Zeit des Nationalsozialismus« und erreichten damit einen 3. Platz auf Bundesebene.In einen Interview mit der Schulleiterin, Mechtild Frisch, erläuterten Sie den Entstehungskontext ihrer  Arbeit.

Was hat euch motiviert, an dem Wettbewerb teilzunehmen?
Hannah: Ich bin meinem historischen Interesse in der Freizeit schon immer nachgegangen.
Frederike: Im letzten Jahr haben wir erstmals teilgenommen, die Arbeit hat uns viel Freude gemacht und natürlich hat uns auch unser Erfolg (2. Platz auf Landesebene) motiviert. Wir setzten uns selbst unter den Druck, noch einmal so erfolgreich sein zu wollen.

Wie seid ihr bei euerer Arbeit vorgegangen?
Frederike: Wir haben uns gefragt, was zum Thema des Wettbewerbs passt. Fragen rund um den Nationalsozialismus interessierten uns schon lange. Zunächst haben wir in verschiedenen Archiven nach geeigneten Informationen gesucht, um herauszufinden, ob die Quellenlage etwas her gibt. Da diese nach Recherche im Kreis-, Landes- und Bistumsarchiv sehr gut erschien, haben wir das Thema eingegrenzt und dann formuliert. Mit unserer Tutorin, Frau Ameln, haben wir das Schularchiv durchstöbert und insbesondere in den Schuljahresberichten aus der nationalsozialistischen Zeit weitere Informationen gefunden.
Hannah: Wir haben auch Zeitzeugen interviewt, so z.B. Schwester Margret die noch direkten Kontakt zu Schwestern von damals gehabt hatte. Eine unermüdliche Quelle war Herr Grigoleit, der als ehemaliger Soldat im Lazarett von St. Michael vieles von St. Michael berichten konnte.

Und dann begann der Schreibprozess?
Frederike: Ja, wir waren von Februar bis September damit beschäftigt. Zunächst haben wir die Quellen sortiert. Eine besondere Herausforderung war dann die Strukturierung der Quellen. Wir haben dann einen Zeitplan entwickelt, in den wir die verschiedenen Ereignisse eingetragen haben und daraus einen Schreibplan erstellt.

Und was hattet ihr vor Kenntnis der Quellen inhaltlich erwartet?
Hannah: Wir hatten erwartet, dass sich die Schwestern angepasst hatten. Doch nach und nach erkannten wir, dass sie diesen Weg scheinbar nutzen, um ihre eigenen christlichen Grundsätze erhalten und leben zu können.
Frederike: Wir waren anfangs erschrocken, dass eine Treue zum Nationalsozialismus zum Vorschein kam, aber wie gesagt, das entpuppte sich später als Schein nach außen.

Worin bestand eure Erkenntnis?
Hannah: Wir erkannten, dass es bei Widerstand und Anpassung kein Entweder - Oder gab.
Frederike:  Wir nahmen  wahr, dass im Alltag Spitzelei, Proteste und Regelmissachtungen eine Rolle spielten, so dass sowohl Anpassung als auch Widerstand erkennbar war..

Was habt  ihr während des Schreibens gelernt?
Hannah: Wir haben vertieftes, wissenschaftliches Arbeiten gelernt und die systematische Auswertung von Archivquellen.
Frederike: Unser Arbeitstagebuch machte deutlich, wie ein schrittweises wissenschaftliches Arbeiten funktioniert.
Hannah: Wir haben uns auch weiterentwickelt: Da wir das Thema als Gedankenroman umgesetzt haben, indem wir die Perspektiven der Regierung, einer neutralen Person sowie der Schulleitung zur Sprache kommen ließen, wurden wir dem Anspruch der Geschichtswissenschaft auf Multiperspektivität gerecht.
Frederike: Und so wurde unsere Arbeit noch besser als die vorherige.

 

Nachtrag:

Am 5.12.2017 erhielten Hannah und Frederike den diesjährigen Margot-Spielmann-Preis für Facharbeiten/Einzelarbeiten. Der Preis wird jährlich ausgeschrieben für
Arbeiten, die sich mit jüdischer Geschichte, Religion und Gegen­wart sowie der Geschichte des National­sozialismus befassen. Damit sollen Jugendliche zur intensiven Beschäftigung mit originellen Themen­stellungen der jüngeren Geschichte und zu aktiven erinnerungs­kulturellen Bei­trägen ermutigt werden.