Zum Tode von Dietmar Hecht 1977 – 2014 Lehrer am Gymnasium St. Michael

Das Bischöfliche Gymnasium St. Michael trauert um Dietmar Hecht, der am plötzlich und unerwartet verstorben ist. Er wurde 71 Jahre alt. Nicht nur als Lehrer, sondern auch als Initiator und Begleiter verschiedener Aktivitäten und Projekte weit über die Schule hinaus wirkte Dietmar Hecht auch in die Stadt Ahlen hinein.

 

In Anbetracht seiner Verdienste, für seinen unermüdlichen Einsatz für Wahrheit, Frieden und Versöhnung wurde ihm 2009 vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers im Auftrag des Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande verliehen.

Nach seinem Magisterexamen in den Fächern Kath. Religion, Philosophie und Geschichte erhielt er schon 1977 am St.-Michael-Gymnasium einen Lehrauftrag zunächst für das Fach Philosophie, der wenig später auf die Fächer Religion und Geschichte erweitert wurde.

In seiner Funktion als Schüler-Verbindungslehrer, die er über zehn Jahre innehaben sollte, begeisterte er die Schülerschaft für verschiedene Projekte innerhalb und außerhalb der Schule. Ein erster Höhepunkt war die Projektwoche „Erinnern für die Zukunft“ von 1988, in der die Schule anlässlich des 50. Jahrestages des Novemberpogroms an die Verfolgung der Juden in Nazi-Deutschland erinnerte und sich Schüler umfassend aus verschiedenen Blickwinkeln diesem  Thema nähern konnten.

Maßgeblich initiierte und förderte Hecht in den nächsten Jahren die Zusammenarbeit der Schule mit Jugendzentren, Jugendamt und VHS, um weitere projektorientierte Unterrichtsvorhaben umzusetzen.

So kamen Austauschprogramme mit Israel und Palästina (Freundeskreis Re´ut/Sadaka), der Türkei, Rumänien (Brukenthal-Lyzeum in Hermannstadt), Serbien (Gymnasium Kraljevo), aber auch mit Rostocker Jugendlichen zustande. Sein Projekt „Spiegelungen“ durchgeführt und umfassend dokumentiert von Schülern des Brukenthal-Gymnasiums Hermannstadt und des Gymnasiums St. Michael erhielt die Auszeichnung des „Robert-Bosch -Stiftung“.

Seine oft abenteuerlichen Reisen, die ihn nach Indien, China, Afrika, den Nahen Osten und die USA führten, dienten immer dazu, seinen Schülern den Blick für die Welt zu öffnen und ihre Sinne für die Probleme dieser Welt zu schärfen, um sich damit auch inhaltlich auseinanderzusetzen.

Seine größte, mit Leidenschaft betriebene Aufgabe sah er sicher in der Förderung deutsch-israelischer und christlich- jüdischer Verständigung. Hier fand er im „Forum Brüderlichkeit“, dem er als Gründungsmitglied und bis zu seinem Tod auch als Ideengeber und Organisator sehr eng verbunden war, eine tatkräftige Unterstützung.

Nicht nur als Lehrer in seinen Studienfächern leistete Hecht hervorragendes, auch die Malerei und Musik waren ihm nicht fremd. Mit diesen Medien verstand er es die von ihm betreuten Projekte z.B. bei Ausstellungen oder von ihm inszenierten Theaterstücken zu aktuellen oder historischen Problemen auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Seine Freundschaft mit Imo Moszkovicz und Marga Spiegel förderte die szenische Aufführung von Marga Spiegels Erinnerungen in „Retter in der Nacht“ im Literaturstück „Schlussklappe“, 2007 aufgeführt von Literaturkurs des St.-Michael-Gymnasiums, das den 2009 entstandenen Spielfilm „Unter Bauern“ mit Veronica Ferres und Armin Rhode in den Hauptrollen schon damals vorwegnahm.

Noch über seine Pensionierung 2010 hinaus war Hecht bis 2014 der Schule unterrichtlich verbunden und danach koordinierte er die Kooperation im Bereich Erinnerungskultur zwischen dem AK weiterführender Schulen, der VHS und dem Jugendamt.

Sein letztes Projekt war die inhaltliche Umsetzung der App „Weg der Erinnerung“ als interaktives Online-Projekt zur Ahlener Erinnerungskultur, das er zusammen mit dem Arbeitskreis weiterführender Schulen Ahlens begleitet hat und am 9. Mai zum Jahrestag des Kriegsendes auf dem „Weg der Erinnerung“ vom Ostfriedhof zum Marktplatz vorgestellt werden konnte.

Mit Dietmar Hecht verliert St. Michael und Ahlen einen weit über seinen Lehrerberuf hinaus aktiven Menschen, einen in der Beschreibung eines ehemaligen Schülers  „immer engagierten und streitlustigen  Pädagogen, einen tollen Denker mit ureigenen, originellen, manchmal eigenwilligen, aber immer interessanten Perspektiven und Ideen“. Er wird fehlen!