Kraljevo vom Hochwasser weitgehend verschont. Das Gymnasium freut sich auf unseren Besuch.

Am Dienstag, 27.Mai,  macht sich eine Gruppe von 19 Schülerinnen und Schülern auf den Weg zu unserer Partnerschule ins serbische Kraljevo. Die Stadt liegt ca. 180 km südwestlich von Belgrad am Ufer des Flusses Ibar. Begegnungen zwischen den Schulen gab es schon 2003/04, bevor 2005 eine große Gruppe unserer Schule, damals noch mit der Bahn, nach Kraljevo fuhr. Schüler aus Kraljevo hatten zuvor aus Anlass des Kriegsendes 1945 das Gymnasium St. Michael und Ahlen besucht. Seit 2011 findet der Austausch nun in jedem Jahr im Mai in Kraljevo und im September in Ahlen statt.Traurige Berühmtheit erlangte die serbische Stadt wegen eines Massakers der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, als dort im Oktober 1941 mehr als 1800 Menschen ermordet wurden. Der Austausch mit dem Besuch der Gedenkstätten in Kraljevo und Kragujevac dient also auch ein Stück weit der Erinnerung an jene Ereignisse vor mehr als siebzig Jahren. Ebenso hinterließ die Zeit des Bürgerkrieges in Ex-Jugoslawien von 1991-1999 in Kraljevo ihre Spuren. Mehr als 50 junge Menschen fielen den Kriegswirren und Bombenangriffen der NATO zum Opfer. So sollen die jährlichen Begegnungen auch dem Verständnis zwischen uns Deutschen und den -vielleicht nicht zu Unrecht- nach dem Bürgerkrieg als Kriegstreiber in Verruf geratenen Serben dienen. 
Noch immer sind die Spuren des Erdbebens von 2010 am Schulgebäude sichtbar
Das nächste Unglück traf die Stadt am 2.November 2010: Ein schweres Erdbeben hinterließ große Schäden in der Region und vor allem auch in der Schule.In einer spontanen Hilfsaktion kam unser Gymnasium der massiv beschädigten Schule in Kraljevo mit einer LKW-Ladung Schulmöbeln und Ausstattung zur Hilfe, und mit einem Betrag von mehr als 1000 € konnten wir den Wiederaufbau der Schule unterstützen.Nun wurden Serbien und die nördlich angrenzenden Regionen erneut von einem schweren Unglück getroffen. Mit großer Besorgnis und Anteilnahme haben wir in der vergangenen Woche die Folgen des „Jahrhunderthochwassers“ in der Presse und im Fernsehen verfolgen können. Mit einigen Befürchtungen sahen wir unserem bevorstehenden Besuch in Kraljevo entgegen. Schon bei ihrem letzten Besuch in Ahlen hatte die Lehrerin Ivana Vicentievic von schweren Regenfällen und möglichen Folgen für die Region gesprochen. Natürlich konnte sie vor fast drei Wochen noch nicht ahnen, wie groß die Überflutungen in Bosnien-Herzegowina und im angrenzenden Serbien sein sollten. Gott sei Dank, so ihre Telefonnachricht,  sei die Stadt Kraljevo im Großen und Ganzen verschont geblieben. Die Uferregionen des Ibar seien zwar überschwemmt und einige Familien aus den umliegenden Dörfern am Fluss seien auch evakuiert worden. Sie lebten z.Zt. bei Freunden und Verwandten. So werden wir bei unseren Fahrten durch Belgrad, wo die Save in die Donau mündet, aber auch auf dem Weg nach Kraljevo und bei verschiedenen Ausflugsunternehmungen ins südliche Bosnien die Folgen der Flut noch sehen, aber nicht unmittelbar davon betroffen sein. Auch die hygienischen Bedingungen sind in „unserer“ Gegend in Ordnung und die Gefahr freigespülter Minen und Munitionsteile aus dem Bürgerkrieg  besteht in den südlichen Landesteilen, die wir besuchen, nicht.Im Mittelpunkt der Begegnung in dieser Woche stehen das Kennenlernen von Land und Leuten und die Festigung und der Ausbau schon bestehender Beziehungen und Freundschaften. Natürlich ist auch der laufende Schulbetrieb und Teilnahme am Unterricht Teil des Austausches. Mit großen Erwartungen, Spannung und Freude sehen die serbischen Schüler unserem Besuch entgegen, der wie in den vergangenen Jahren für beide Seiten zu einem unvergesslichen Erlebnis werden soll.So wünschen wir uns allen einen unbeschwerten Aufenthalt, der uns sicher viele neue Erfahrungen und Eindrücke bereithalten wird.