„Lokal-O-Mat“: Blick hinter die Kulissen

Der Werdegang der Thesenformulierung im Vorfeld der Kommunalwahl aus Sicht der Jugendredaktion / Auswahlverfahren

Die Kommunalwahl wirft ihre Schatten voraus. Über diesbezügliche Projekte diskutieren, Thesen aufstellen, Formulierungen überdenken, verwerfen und dann doch wieder aufnehmen: Das steht in diesen Tagen auf der Tagesordnung der Jugendredaktion des „Lokal-O-Mat“. Mit ihren Lehrerinnen treffen sich 12 Jugendliche vom St.-Michael-Gymnasium, Städtischen Gymnasium und von der Fritz-Winter-Gesamtschule im Filmsaal der Volkshochschule (VHS), um 40 Thesen als Vorauswahl für das Programm zu finden. Neben den zahlreichen eigenen Ideen der Jugendredaktion finden sich auch Themenvorschläge der Redakteure der „Ahlener Zeitung“ und dem „Ahlener Tageblatt“ in dem Thesenkatalog wieder.
Es gibt Zeiten, da läuft es rund bei den Formulierungen. Eine These nach der anderen wird auf grüne Karten geschrieben. Diese grünen Karten bedeuten: Die These soll so zum Expertenteam, bestehend aus Wolf Dittmayer (Projektleiter aus Köln), Tania Binder (Politikwissenschaftlerin aus Berlin) und Jonas Israel (Politikwissenschaftler von der Uni Düsseldorf) geschickt und überarbeitet werden. Doch genauso kann es passieren, dass die Jugendreaktion kein Stück vorwärts kommt. Meistens steht dabei ein Kriterium im Vordergrund: „Ist die These so aufgebaut, dass sich eine Partei konkret  dazu positionieren kann und es im Nachhinein zu verschiedenen Positionen der Parteien kommt?“ Und daran scheitern auch die meisten Formulierungen der Jugendlichen.
Nebenbei kann es passieren, dass die Jugendredaktion vom Thema abkommt, keine vernünftige Formulierung zustande bringt oder auch, dass die Meinung der Jugendlichen mehr im Fokus steht als die These für die Parteien mit den unterschiedlichen Positionen. Dabei versuchen die Lehrerinnen, sich im Hintergrund zu halten und nur als Korrektoren und kritische Impulsgeber zu fungieren.
Beim ersten Treffen gab es auch Projekte und Ideen, die unbedingt in den „Lokal-O-Mat“ als Thesen aufgenommen werden müssen. Doch um passende Formulierungen zu finden, fehlt den Jugendlichen und ihren Lehrerinnen, die teilweise nicht aus Ahlen kommen, oftmals Hintergrundwissen. Um dies zu kompensieren, stehen VHS-Leiter Rudolf Blauthunddie „AZ“-Redaktion mit Rat und Tat zur Seite. So hat die Jugendredaktion die Möglichkeit, in den Archiven zu stöbern und sich die wichtigen Informationen herauszusuchen.

Die Jugendredaktion muss bei den Thesen und Themen zudem auf aktuelle Diskussionen und Änderungen in Nachbarstädten eingehen. Es soll nicht bei den üblichen Inhalten bleiben, denn die Jugendredaktion will den Parteien eine Steilvorlage geben und für neuen Zündstoff in der Politik sorgen. So versuchen die Jugendlichen der beiden Gymnasien und der Fritz-Winter-Gesamtschule, Thesen aufzustellen, die die Programme der Parteien in eine völlig neue Richtung leiten können. Da kann es auch mal sein, dass neue oder auch alte Themen aus vergangenen Jahren in den Thesenkatalog des „Lokal-O-Mat“Eingang finden.
Ende Februar wurden die Thesenvorschläge endgültig formuliert und aussortiert. So standen 59 zur Vorauswahl. Nach einem kritischen Aussortieren wurden 41 Thesen an das Expertenteam geschickt, das nun aus den Vorschlägen 30 Thesen für den „Lokal-O-Mat“ heraussucht, zu denen die Parteien anschließend Stellung nehmen sollen.
Doch welche Aussagen sind in der endgültigen Fassung noch vorhanden? Welches Thema war doch nicht so wichtig, wie es die Jugendredaktion angenommen hatte? Diese und noch viele mehr Fragen schwirren den Jugendlichen nach Aufstellung der Aussagen im Kopf herum. Denn sie sind nicht beteiligt an der Auswahl der 30 Thesen und bekommen vorläufig auch nicht mit, welchen Standpunkt die Parteien zu den einzelnen Themen haben.
„Das Spannendste wird natürlich sein: Werden die Parteivorsitzenden so antworten, dass sie mit ihrem Patreiprogramm am meisten Übereinstimmungen haben?“,fragt Carolin Aden. Denn nichts wäre unangenehmer, als die meisten Übereinstimmungen mit anderen Parteien als mit der eigenen zu haben. Doch dies wird sich erst bei der Präsentation des „Lokal-O-Mat“ und der anschließenden Freischaltung Anfang Mai zeigen. Und bis dahin heißt es: Geduld haben!