Einblicke in Neapels Unterwelt Studienfahrt führte auch nach Venedig und Capri

Die Studienfahrt der Jahrgangsstufe Q2 unserer Schule führte auch nach Venedig, Sorrent und Capri.

Zehn wunderbare Tage erlebten 39 Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs 12 im Norden und Süden Italiens. Zusammen mit ihren vier Lehrern Gerd Buller, Hans Kälker, Heribert Schöler und Hermann „Jesse“ Greive hatten sie sich auf den Weg gemacht, um Land, Leute und Kultur Italiens von Venedig im Norden bis Neapel und Sorrent im Süden kennenzulernen.

Nach 12-stündiger Busfahrt erreichten sie zwar müde aber auch gespannt auf das Neue den Campingplatz in Sottomarina in der Nähe von Chioggia südlich von Venedig am adriatischen Meer. Mit Erstaunen stellte man fest, dass sich in Chioggia der größte Umschlagplatz Italiens für Fische nach dem Mailänder Flughafen Malpensa befindet. Nach einem Kurzbesuch in der idyllischen Stadt, wo man erste Italieneindrücke auf dem großen Wochenmarkt sammeln konnte, war der nahe am Campingplatz gelegene Sandstrand Ziel der Reisenden und die Temperatur der Adria konnte schon einmal getestet werden. „Chefbusfahrer“ Georg „Giorgio“ Tyrell hatte da schon leckere Würstchen auf dem Grill vorbereitet.

Am nächsten Morgen ging es vom Hafen von Chioggia aus mit dem Boot durch die Lagune, mit dem Bus über die lang gestreckte Insel von Pellestrina zum Lido von Venedig und von da aus wieder mit dem Boot direkt zum Markusplatz. Von dort aus führte Italienexperte und zeitweiliger „Reiseführer“ Giorgio Tyrell die Jugendlichen durch kleine, ruhige Gassen der Stadt am Canale Grande entlang über die berühmte Rialtobrücke zum Markusdom, dessen ganze Pracht die Schülergruppe tief beeindruckte. Eine Gondelfahrt über den Canale Grande wurde sicher zu einem besonderen Erlebnis.

Der nächste Tag führte die Gruppe in die Universitätsstadt Padua, wo man in der berühmtesten Universität Italiens noch den Lehrstuhl von Galileo Galilei besichtigen konnte, der hier das heliozentrische Weltsystem erklärt hatte, das ihn vor die päpstliche Inquisition brachte. Aber auch der historische Anatomielehrsaal mit seinen steil ansteigenden Zuhörerrängen beeindruckte tief.

Am Sonntag ging es dann weiter an Florenz und Rom vorbei tief in den Süden Italiens nach Piano di Sorrento, wo das traumhaft gelegene Hotel mit dem schönen Namen „Klein Wien“ für die nächsten sechs Tage zur Unterkunft wurde.

Am Montag war zunächst die Stadt Neapel das Ziel. Der Weg führte über den berühmten Schwarzmarkt an der Piazza Garibaldi, dann durch die „Spaccanapoli“, die schnurgerade sogenannte Spalte Neapels, die aus sieben Straßen aus griechisch-römischer Zeit besteht, zum Vomerohügel mit dem Kloster San Martino, von wo sich ein herrlicher Panoramablick auf die Stadt erschließt. Natürlich war auch das Archäologische Nationalmuseum in Neapel mit den Funden aus den antiken Städten Pompei, Herculaneum und Rom Ziel der Gruppe. Hier konnte das aus den Geschichtsbüchern schon bekannte Alexandermosaik nun auch „live“ bestaunt werden.

Beeindruckend war neben der geheimnisvollen Capella San Severo und dem Dom San Gennaro vor allem die Führung durch die Sotterranea, die Unterwelt Neapels. Über 200 qkm erstreckt sich in 40 m Tiefe ein System von Stollen und Zisternen, das den Bewohnern Neapels von der griechischen Antike bis zum 19. Jahrhundert zur Wasserversorgung diente. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie dann als Bunker gegen die Bombenangriffe der Deutschen und Alliierten genutzt.

Die Besichtigung der Ausgrabungen der vom Vesuvausbruch im Jahre 79 n. Chr. verschütteten Städte Pompeji und Herculaneum gehörte sicherlich zu den kulturellen Höhepunkten der Studienfahrt. Die Ursachen des damaligen Vulkanausbruchs, aber auch die Gefahren, die der heute schlafende Vesuv für die Stadt und Umgebung Neapels bedeutet, lernten die Schülerinnen und Schüler hautnah in der Solfatara (Schwefelfeld) kennen, wo schon ein leichtes „Anbohren“ des Erdbodens reicht, über 200 Grad heiße Luft aus dem Boden schießen zu lassen. Ergänzend zur Geschichte Pompejis wurde auch der Vulkan Vesuv bestiegen und die Schüler staunten über den atemberaubenden Blick in den Krater des hoch gefährlichen und unberechenbaren Vulkans.

Ein weiterer Ausflug führte in die lange vergessene antike Stadt Paestum südlich von Salerno. Schon 600 Jahre vor Christus wurde diese Gegend von Griechen besiedelt, die in der Folge riesige dem Neptun, der Hera und Ceres geweihte Tempel bauten, die in ihrem Erhaltungszustand der berühmten Akropolis von Athen in nichts nachstehen.

Schon Johann Wolfgang von Goethe besuchte im Rahmen seiner Italienischen Reise 1787, 25 Jahre nach seiner Wiederentdeckung, diesen antiken Ort von dem er begeistert schrieb:

 

Endlich, ungewiss ob wir durch Felsen oder Trümmer führen, konnten wir einige große länglich-viereckige Massen, die wir in der Ferne schon bemerkt hatten, als überbliebene Tempel und Denkmale einer ehemals so prächtigen Stadt unterscheiden [...] Von einem Landmanne ließ ich mich indessen in den Gebäuden herumführen, der erste Eindruck konnte nur Erstaunen erregen. Ich befand mich in einer völlig fremden Welt. Denn wie die Jahrhunderte sich aus dem Ernsten in das Gefällige bilden, so bilden sie den Menschen mit, ja sie erzeugen ihn so. … und in weniger als einer Stunde fühlte ich mich befreundet, ja ich pries den Genius, dass er mich diese so wohl erhaltenen Reste mit Augen sehen ließ, da sich von ihnen durch Abbildung kein Begriff geben lässt. “

 

Zum krönenden Abschluss fuhren die Schüler am letzten Tag mit kleinen Motorjachten zur Touristeninsel Capri, die vor allem durch die „Blaue Grotte“ berühmt geworden ist. Die ganze Schönheit dieser Insel erschloss sich auf dem Fußweg auf der „Via Krupp“, der sich am Steilhang hinab zur „Marina Piccola“ dem winzig kleinen Badestrand der Insel schlängelt. Nach einer Inselrundfahrt, die noch einmal Einblicke in viele kleine geheimnisvolle Grotten und Buchten Capris ermöglichte und der Durchfahrt unter den berühmten Faraglioni (Klippen) hindurch, die ewige Liebe – auch zur schönen Insel Capri - verspricht, ging es mit dem Boot wieder zum Festland, wo der Bus schon mit laufendem Motor wartete, um, wieder gesteuert von unserem Giorgio, die Rückfahrt nach Ahlen anzutreten. Erschöpft, aber erfüllt von tollen Eindrücken und Erinnerungen auch dank der engagierten Lehrer wurden die Schüler am Sonntag in Ahlen von ihren Eltern und Freunden empfangen.