Spurensuche in Israel: Heiliges Land erkunden

Seit nun etwa einer Woche wandeln 13 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums St. Michael mit drei Lehrern, auf den Spuren von Jesus, den Kreuzfahrern und anderen bedeutenden Figuren der Geschichte und Neuzeit durch Israel. Sie berichten in einer kurzen Reportage.

Unsere Spurensuche beginnt in der nördlich gelegenen Stadt Akko, einer frühen Kreuzfahrerstadt. Uns beeindruckt, wie sehr doch dieses Land von den europäischen Kreuzfahren geprägt ist, obwohl sie sich nur zwei Jahrhunderte sich im Land aufhielten. Ein Tunnel, der in Gefahrenzeiten als Transportweg für Güter und Menschen zum Hafen diente, und die Kreuzfahrerburg liegen verborgen unter der heutigen lebendigen, muslimisch geprägten Altstadt. In der El-Jazzar Moschee (El Jazzar dt: Schlächter) begegnen wir Männern, die sich zum Mittagsgebet dort versammeln.

Haifa ist für uns das nächste Zeugnis, wie sehr das Land auch von Religion geprägt ist. Die großen Bahai-Gärten und der Schrein des Bahai-Gründers reichen von Mittelmeer hinauf durch die Stadt bis zu den Bergen des Karmels. Uns beeindruckt die Harmonie und Schönheit der Gärten. Diese Eigenschaften sind auch wichtige Merkmale der Bahei-Religion. Das Karmels-Gebirge weist uns jedoch auch erstmals auf die  Konflikthaftigkeit von Religionen hin. Hier sollen der Prophet Eliah und die Priester des Baalskult zum Wettstreit ihrer Götter angetreten sein.

Am nächsten Tag heißt es: Auf nach Nazareth! Wir begeben uns nun auf Jesu Spuren, die er vor 2000 Jahren in Galiläa hinterließ. Die Orte, an denen bekannte Erzählungen aus den Evangelien spielen, liegen sehr nah beieinander. In Nazareth verkündete der Erzengel Gabriel Maria die Geburt ihres Sohnes Jesu. Heute erinnert daran eine große Kirche im Zentrum Nazareth. Auch Kanaa, der Ort wo Jesus auf einer Hochzeit Wasser in Wein wandelte, liegt nahe bei. Immer wieder begleitet uns die Frage danach, ob diese Orte auch wirklich die Orte waren, an denen die Ereignisse der Evangelien stattfanden. Wir lernen, dass es sehr darauf ankommt, wie lange schon ein solcher Ort verehrt. An einigen Stellen wie in Nazareth, kann man zeigen, dass die Verehrung als Ort der Verkündigung schon weit ins zweite Jahrhundert zurückreicht, also es nicht so unwahrscheinlich ist, dass Marias Haus wirklich dort stand.

Der See Gennesareth ist Dreh- und Angelpunkte der Jesusgeschichten. Dicht an dicht liegen hier die Orte der Brotvermehrung, der Bergpredigt und des Ortes Kafarnaum, welcher ein Ort war, in dem Jesus sich lange aufhielt. Vor einigen Jahren hat man auf dieser Seite des Sees auch ein antikes Boot aus der jesuanischen Zeit gefunden. Die Worte der Bibel bekommen im Frühling von Galiläa nochmals einen ganz neuen Klang und wir können verstehen, dass viele Gläubige die Landschaft rund um den See auch als fünftes Evangelium bezeichnen.

Doch die Schönheit der Landschaft am See täuscht nicht über die Konflikte im Land Israel hinweg. Wir fahren in die von Israel 1968 annektierten Golanhöhen und besuchen einen Tag später die Journalistin  Lydia Aisenberg  zu Hause im Kibbutz Mishmar Ha-Emek. Lydia erzählt uns mit ihrer sehr überzeugenden und teils auch ironischen Art zuerst über den Kibbuz und dessen Geschichte. Uns fasziniert die im Kleinen gelebte Gesellschaftsform des gemeinsamen Besitzens und Teilens. Lydia führt uns aber auch zum Zaun, der Israel und die Westbank trennt. Hier wird uns klar, zu welchen komplizierten und teilweise uns unverständlichen Folgen die Teilung des Landes durch einen Zaun führen kann. Dass der Sicherheitszaun die völkerrechtlich verbindliche Green Line teilweise verlässt, verkompliziert die Situation gerade im alltäglichen Leben der Menschen nochmals massiv. Erstaunlich finden wir, dass es trotz der räumlichen Nähe zwischen den Menschen eine große soziale Distanz gibt. Lydia Aisenberg hat uns beeindruckt, indem sie immer wieder versucht diesen Grenzen in den Köpfen der Menschen niederzureißen.

Unsere Spurensuche endet mit den noch erhaltenen Ruinen aus römischer Zeit. In Bet She'an  finden wir eine extrem gut erhaltene römische Siedlung vor. Wir waren erstaunt von dem Luxus, den man sich in den Bädern und Theatern gönnte. Weitere Spuren der Römer finden wir, als wir am nächsten morgen um 4:40 die Burg Masada am Toten Meer erklimmen um auf der Festung den Sonnenaufgang zu genießen. Auf den
Sonnenaufgang folgt eine Führung durch die Burg, die unser Lehrer Herr Epke leitet. Bei dieser Führung lernen wir den Palast des damaligen König Herodes kennen, der auch in der Wüste auf römischen Luxus nicht verzichten wollte. Am faszinierendsten finden wir den Grund, warum dieser Ort für heutige Juden eine große Rolle spielt, da Jüdische Aufständische, die sich auf Masada verschanzten, den Freitod der römischen Sklaverei vorzogen und sich vor etwa 2000 Jahren auf dieser Burg das Leben nahmen. Nach dem anstrengenden Aufstieg haben wir uns einen Besuch in den Quellen von Ein Ghedi und ein Bad im Toten Meer redlich verdient. Gegen Abend steigt bereits die Spannung, da wir am nächsten Tag in Gastfamilien untergebracht werden würden.

Die Magie dieser Orte und des Landes liegt - wenn auch kaum in Worte zu fassen - in der Luft und wir freuen uns auf eine eindrucksvolle Woche in unseren Gastfamilien in Jerusalem.

Von Dominik Fischer, Jasmin Kloska, Hannah Staender und Sophie Seiler